
Diese Ikonenmalerei wurde nicht auf eine Leinwand, sondern auf eine hölzerne Tür aufgetragen. Sie zeigt im oberen Drittel das Himmlische Jerusalem mit der Ummauerung vorne, die als Zackenfries weit in den Raum ausgreift. Dahinter sind zwölf Türme versammelt, mit roten oder blauen Dächern. Zwischen der Mauer vorne und den Türmen hinten sind die vierundzwanzig Ältesten (hier wiedergegeben), darunter das Paradies und ganz unten eine Darstellung des Mordes an Sacharja. Das Ikonenfeld hat eine Größe von insgesamt 202 x 88 cm und ist mit einem aufwendig gestaltetem Blumenrahmen ornamentiert.
Es handelt sich bei dem Kunstwerk nicht um eine gewöhnliche Haus- oder Kirchentür, sondern um den Flügel einer sogenannten „diakonischen Tür“, welche in orthodoxen Kirchen an der Nord- und Südseite den Zugang zum Altarbereich hinter der Ikonostase ermöglichen, den allein der (männliche) Priester betreten darf.
Dieses Kunstwerk befand sich ehemals in der russisch-orthodoxen Kathedrale der Verkündigung im nordwestrussischen Solwytschegodsk. Entstanden war es im Auftrag der einflussreichen und wohlhabenden Adelsfamilie Stroganow. Heute zählt die Tür zu den Sammlungen des dortigen Staatlichen Geschichts- und Kunstmuseums (Inventarnummer SM-348-z), in dem sie zwischen 1977 und 1978 von Igor Grabar und G. Cirul aufwendig restauriert wurde. Ihr Entstehungszeitraum dürfte um das Jahr 1575 liegen.
Paola Cortesi (Hrsg.): Icone Russe in Vaticano, Roma 1989.
Alfredo Tradigo: Ikonen. Meisterwerke der Ostkirche, Berlin 2005.
Leonid Uspenskij: La teologia dell’icona, Milano 2009 (2).
Claus Bernet: Pretiosen des Ostens: Ikonen, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 36).