Die Kirche Santa Maria Piano bei der Ortschaft Loreto Aprutino bei Pescara in der italienischen Region der Abruzzen ist mit kostbaren Wandmalereien aus der Zeit um 1520 ausgestattet. Wahrscheinlich wurden die Malerarbeiten der Renaissance damals von ortsansässigen Künstlern ausgeführt – Genaueres ist jedoch nicht bekannt. Die römisch-katholische Kirche liegt in einer erdbebengefährdeten Zone, so dass der gute Zustand der Wandpartien einen Glücksfall darstellt. Im linken unteren Bereich der Darstellung des Jüngsten Gerichts vermengen sich Paradiesvorstellungen mit denen eines himmlischen, neuen Jerusalem. Dieses wurde als rechteckiger, blockartiger Turmbau präsentiert, was an sich nicht neu war (etwa auch bei Sint Genoveva in Zepperen oder der Johanniskirche in Flensburg). Neu ist hier die Lebensfreude der italienischen Renaissance: Der Turm ist jetzt mit einer offenen Dachterrasse dargestellt. Auf dieser Dachterrasse wie auch im Stockwerk darunter tanzen zahlreiche Menschen miteinander; die Engel über ihnen sind als Orchester aufgestellt und spielen Musik dazu. Zwischen den Musikanten erscheint auch ein Engel mit einer Posaune, der zum Jüngsten Gericht ruft. Das Instrument ist mit einer Fahne geschmückt. Dabei handelt es sich um das Georgskreuz, welches zu dem Heiligen Georg gehört, der das Böse vertreibt.
Leider ist das Fundament des turmartigen Gebäudes verloren. Die einfache Pforte zeigt jedoch an, dass es nicht weiter nach unten ging. Vermutlich befand sich vor der Pforte eine Freitreppe. Darüber haben sich Bäume erhalten, in denen nackte Menschen klettern. Sie versuchen verzweifelt, dadurch Zugang in die rettende Stadt zu bekommen.
Silvia Dell’Orso: Considerazioni intorno agli affreschi della chiesa di Santa Maria in Piano a Loreto Aprutino, in: Bollettino d’Arte, 6. Ser. 73, 49, 1988, S. 63-82.
Elio Marighetto: Santa Maria in Piano in Loreto Aprutino, o.O. 1996.
Nancy Grubb: Revelations. Art of the Apocalypse, New York 1997.
Giorgia Pellini: Il rinnovamento tardogotico di Santa Maria in Piano a Loreto Aprutino, in: Universitates e Baronie, 2, 2008, S. 69-92.