Fresko aus Saint-Sulpice-des-Landes in Vieux-Bourg (15. Jh.)

Der heutige Bau der Kirche Saint-Sulpice-des-Landes in Vieux-Bourg in der Loire stammt aus dem fünfzehnten Jahrhundert, als man den Einbau mehrerer Fenster sowie die Erweiterung des Langhauses und des Chores im gotischen Stil durchführte. Als der Bau 1845 für die Gemeinde zu klein wurde, gab man ihn auf und er war dem Verwahrlosung und dem Verfall preisgegeben. In den 1950er Jahren kam es zu ersten Restaurierungen der spätmittelalterlichen Wandmalereien, die nach Unterbrechungen in den frühen 1980er Jahren abgeschlossen werden konnten.
Die Kirche bewahrt in ihrem Inneren eine einzigartige und äußerst seltene Wandmalerei, die zudem die größte bemalte Fläche der Gotik in ganz Loire-Atlantique darstellt. Vornehmlich zeigt der Hauptzyklus Szenen aus dem Leben Christi, darunter auch das Himmlische Jerusalem auf dem östlichen Bogen hinter dem Altar als krönenden Abschluss. Finanziert wurde diese Ausgestaltung vermutlich von Honoratioren der Gemeinde.
Die Malereien in Freskotechnik wurden von einer umherziehenden Malergemeinschaft, angeblich aus dem Piemont, in wenigen Wochen aufgetragen. Charakteristisch sind vor allem die schmalen, hohen Türme, die auch in mehreren zeitgenössischen französischen Miniaturen vorkommen (MS 215, Beinecke; MS M.133). Einige von ihnen haben kein Dach, die meisten ein Kegeldach, mit Schindeln belegt. Einer der Türme in der Mitte der Stadtanlage ist allerdings verloren gegangen. Sie erinnern an Burg- und Schlossanlagen, wofür die Loir bekannt werden sollte. Im Zentrum der Stadt kann man, trotz Verluste, noch eine Dachlandschaft von Wohnbauten erkennen. Links hat sich der schmale Eingang in die Gottesstadt erhalten, vor dem vermutlich Petrus stand, vor einer Schar Gläubiger, die Einlass begehrten und die mittelalterlichen Stände repräsentierten.

Christian Davy: L’église de Saint-Sulpice-des-Landes, Nantes 2016.

 

tags: Loire, Frankreich, Deckengemälde, Gotik, Mittelalter
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