
Die gotische Hauptkirche der Kirchspielgemeinde zu Kongsted im dänischen Sjælland bietet im Inneren großflächige Fresken, weswegen die Kirche auch „Dom des Südseelands“ genannt wird. Auf ihnen ist das Himmlische Jerusalem gleich zwei Mal zu finden. Zunächst befindet es sich es als Torszene links neben einer Figur, Maria, in einer flammenden Mandorla. Der untere Teil dieses Freskobereiches auf der Westkappe des Kirchenschiffs hat sich leider nicht erhalten, vermutlich waren hier Gerettete zu sehen, die Einlass in die Stadt begehrten, oder Auferstandene, die gerade ihren Gräbern entstiegen. Einige Gerettete befinden sich noch rechts, während links die noch geschlossene Pforte in das Himmlische Jerusalem aufgemalt ist, mit kleinen Türmchen im Hintergrund. Bemerkenswert sind die farbigen Rechtecke entlang der Gewölberippen, die auf das Edelsteinmotiv verweisen.
Üppiger und farbenfroher ist auf der Nordkappe das Neue Jerusalem dargestellt. Hier ist es eine Agglomeration mehrerer Kirchenbauten, deren Dachlandschaft mit gelben Fähnchen geschmückt ist, die in verschiedene Richtung wehen. Vor dem Eingangstor wacht hier Petrus, an den die Geretteten herantreten. Meist gehen die Geretteten von Osten nach Westen, hier aber einmal umgekehrt von Westen nach Osten. Ganz unten kann man erneut eine goldgelbe Himmelspforte entdecken, ihre aufgemalten eisernen Beschläge deuten an, dass auch diese Pforte noch geschlossen ist.
Beide Freskenausschnitte sind um 1490 entstanden. Sie wurden von der bekannteren Brarup-Werkstätte ausgeführt.
Mogens Thøgersen: Gerningernes bøger et bidrag til forståelsen af sjaelevejningsscenen i Kongsted kirke i Sydsjaelland, in: Martin Blindheim (Hrsg.): Fra Sankt Olav til Martin Luther, Oslo 1975, S. 157-168.
Claus Bernet: Das Neue Jerusalem in Skandinavien, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 23).