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Johannes Iwan: Weltgericht aus der Kirche in Vendel (1451/52)

Im Jahr 1310 wurde die Kirche von Vendel im schwedischen Uppland erbaut und dann eine Generation später von 1451 bis 1452 ausgemalt. In diesem Fall kennt man zumindest den Namen des Malers, der hier den Pinsel anlegte: Johannes Iwan (gest. 1465). Dieser war vermutlich ein Mönch, der in Vendel seine Malereien mit „Hannes Yuan Malare“ signiert hat. 1734 wurden seine Malereien übertüncht, 1930 jedoch wieder freigelegt und seitdem mehrfach restauriert. Ein Detail der Freilegung auf der linken Seite des Triumphbogens vor dem Altar zeigt die Stadt als Ansammlung mehrerer Bauten, die so eng aneinander gesetzt wurden, dass sie zu einem Baukörper verschmolzen sind. Ähnlich wurde zuvor eine Malerei in der Kirche von Fulltofta ausgeführt, die später nur stärker koloriert wurde. Eine andere Beziehung, so liest man in der Fachliteratur, besteht zu den Fresken in Tensta. Markant ist in Vendel noch die Stadtmauer, die sich als rundes und braunfarbenes Band eng um die Stadt schließt. Solches wurde gerade über Buchillustrationen, wie etwa in der Historienbibel MS Royal 19, popularisiert. Vor ihr nähern sich einige nackte Menschen der Eingangspforte, die aus den offenen Gräbern weiter rechts entstiegen sind. Dazwischen hat Meister Iwan eine Marienfigur gesetzt, die bei Christus für die Menschen bittet. Eigentlich wird von Christus Pantokrator aus die Geschichte nach links erzählt: Die Posaune weckt die Toten, diese steigen aus den Gräbern, Maria bittet für sie vor Christus, einige Gerettete treten vor die Pforte, vor ihnen erscheint das Neue Jerusalem. Mit diesen immergleichen Stationen wurden im Mittelalter Hunderte von Kirchen und Kapellen ausgemalt.
Neben dem himmlischen zeigt die Kirche in Vendel übrigens auch das irdische Jerusalem, in einer ganz ähnlichen Art und Weise, an dem zweiten Joch an der Südwand im Rahmen einer Heiligenlegende.

Adolf Tollstén: Vendel church, Uppsala 1967.
Sten L. Carlsson: Sveriges kyrkorglar, Lund 1973.
Bengt Ingmar Kilström: Vendel church, Uppsala 1984.
Tord Harlin u.a.: Vendels kyrk, Örbyhus (2007).
Claus Bernet: Das Neue Jerusalem in Skandinavien, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 23).

 

tags: Uppland, Schweden, Triumphbogen, Stadtmauer, Marienfigur, Spätmittelalter
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