Hans-Gottfried von Stockhausen (1920-2010): St. Katharinen in Hamburg (1956)

Die Zerstörung der Hamburger Altstadt im Zweiten Weltkrieg mag vielen Zeitgenossen, die noch stärker in biblischen Bildern dachten als Generationen später, wie eine Apokalypse vorgekommen sein. Von daher wundert es nicht, dass sich in Hamburger Kirchen der Nachkriegszeit viele Kunstwerke mit Bezug zur Apokalypse finden lassen (so in der St. Agnes-Kirche 1956, der Kirche Zu den zwölf Aposteln 1968 oder in der Friedenskirche 1960). In St. Katharinen, einer der fünf Hauptkirchen der Altstadt, war dies besonders der Fall, wo sich vor allem der Landesbischof Volkmar Herntrich (1908-1958) um Qualität beim Wiederaufbau bemühte und sich nachweislich für das Motiv des Neuen Jerusalem interessierte. Sogar die Darstellung der Stadt auf einem der Eingangstore 1963 soll auf seine Initiative zurückgehen. Zufall oder nicht erschien in dem gleichen Jahr postum sein Werk „Und das Meer ist nicht mehr. Predigten über Texte der Offenbarung“.
Herntrich hatte schon zuvor einen bedeutenden Künstler gewinnen können, eine Darstellung des Himmlischen Jerusalem zu schaffen. Es handelt sich dabei um das Hauptfenster im östlichen Chor, das den Titel „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (nach einem Kirchenlied von Philipp Nicolai aus dem Jahre 1599) führt.

Seine farbige Leuchtkraft entwickelt es vor allem, da die umgebenden Wände alle weiß und kaum mit anderen Kunstwerken ausgestattet sind, so dass der Blick der Besucher sich ungestört auf das mächtige Fenster konzentrieren kann. Gestaltet hat es Hans-Gottfried von Stockhausen (1920-2010) im Jahr 1956 als Abschluss des Wiederaufbaus. Das Himmlische Jerusalem ist dort ganz oben dargestellt: In diesem Bereich finden sich gelbe und rote Tore, die offen stehen und teilweise mit Engeln besetzt sind.

Oskar Beyer: Kirchenfenster des Malers Hans Gottfried von Stockhausen, Kassel 1960 (2).
Renata Klée Gobert: Die Bau- und Kunstdenkmale der Freien und Hansestadt Hamburg, 3: Innenstadt: Die Hauptkirchen St. Petri, St. Katharinen, St. Jacobi, Hamburg 1968.
Wolfgang Kermer (Hrsg.): Hans Gottfried von Stockhausen – Licht und Raum: Aufsätze, Vorträge, Interviews, Stuttgart 2004.

 

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