
Fritz Fleer (1921-1997): Portal der Katharinenkirche in Hamburg (1963)
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Claus Bernet
- August 21, 2021
Über Jahrhunderte war das Himmlische Jerusalem aus dem Tympanon als Motiv so gut wie verschwunden. In den 1960er Jahren begann man auf einmal, dieses Thema bei Türen wieder aufzugreifen. Vielleicht lag es auch daran, dass es jetzt möglich war, die provisorischen Nottüren durch hochwertigere Arbeiten auszutauschen.
Eine schöne, seltene moderne Interpretation lieferte im Jahr 1963 der Künstler Fritz Fleer (1921-1997), der von 1946 bis 1950 an der Hamburger Landeskunstschule – der späteren Hochschule für bildende Künste Hamburg – studiert hatte. Auch später war er eng mit Hamburg verbunden und hat den Wiederaufbau der schwer zerstörten Stadt künstlerisch begleitet. Fleer gestaltete über dem Südportal der protestantischen St. Katharinenkirche in Hamburg das Tympanon mit dem Titel „Ecce homo“. Das flach profilierte Bronzerelief im gotischen Rahmen zeigt im Zentrum das Lamm mit rückwärts gewendetem Kopf, inmitten von zwölf blockartigen Türmen, die lose über die Gesamtfläche verteilt sind. Dazwischen hat Fleer zahlreiche kleine Quadrate gesetzt – sind es Häuser, die Edelsteine der Stadt oder sollen diese geometrischen Körper stellvertretend für Menschen oder Engel stehen?
Fritz Fleer: Plastiken und Zeichnungen, Ausstellung zur Verleihung des Edwin-Scharff-Preises der Freien und Hansestadt Hamburg, Kunsthaus Hamburg 1. September bis 1. Oktober 1967, (Hamburg) (1967).
Peter Stolt: Durchgang durch die Entscheidung: Predigt über die Bronze-Tür im Südportal, o.O., 1983.
David Klemm: Die Katharinen-Kirche zu Hamburg, in: Das Kirchspiel von St. Katharinen, Hamburg, 2000, S. 74-88.
Claus Bernet: Liturgica und Kirchenschmuck, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 12).