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Nikolauskirche bei Matrei (um 1265)

St. Nikolaus ist eine romanische Kirche im Iselthal, einst eine Filiale der Pfarrei von Windisch-Matrei (Tirol). Durch die im Hochmittelalter beliebte Nikolaus-Wallfahrt wurde es möglich, den zweigeschossigen Chorturm unter dem quadratischen Ostturm mit reichhaltigen Fresken zu schmücken. Das Neue Jerusalem wurde, wahrscheinlich von Erzbischof Wladislaw von Salzburg, als Motiv für den Oberchor gewählt; ausgeführt wurde es von einem Wandermaler aus Padua um 1265.
Direkt unter dem Fresko wird man von einer originellen Raumillusion überrascht: Die Grate des Gewölbes wurden in einer Weise abgeschliffen, dass der Eindruck eines Kuppelbaus hervorgerufen wird. Über dem Betrachter schwebt also Jerusalem. Die Gottesstadt umfängt den Betrachter mit aufgemalten fünfstöckigen Mauern aus bunten Edelsteinen in Grün, Braun, Gelb und Rot. An jeder Seite sind drei Stadttore zwischen dem mit Zinnen bewehrten Mauerring in Manier eines byzantinischen Zahnfrieses, zusätzlich zu den vier Ecktürmen, zu erkennen, so dass diese Stadt auf 16 Türme kommt.
Im Unterchor fiel die Themenwahl auf das irdische Paradies. Die Jakobsleiter am Apsidenbogen jedoch verbindet zwischen der irdischen und der himmlischen Sphäre. Diese Kombination von unterem irdischem Paradies und oberem Himmlischem Jerusalem findet man auch in der älteren Abtei Saint-Chef und im Dom von Gurk, der eng mit dem Erzbistum Salzburg verbunden war, was belegt, dass solches im 13. Jahrhundert in Österreich eine gewisse Beliebtheit erfuhr.
Die Fresken von St. Nikolaus wurden im Laufe der Jahrhunderte übermalt und dadurch gerettet. 1881 wurden sie freigelegt und von 1930 bis 1939 restauriert. Eine erneute Säuberung erfolgte unter dem Restaurator Egidio Ita, wobei insbesondere das Ultramarinblau, Porphyrbraun und Zinnoberrot seine ehemalige Leuchtkraft zurückerhielten.

 Irmgard Haensel-Hacker: Die Fresken der Kirche St. Nikolaus bei Matrei in Osttirol, das Werk einer Paduaner Malerschule des 13. Jhs., in: Jahrbuch der österreichischen byzantinischen Gesellschaft, 3, 1954, S. 109-122.
Josef Astner u.a.: Marktgemeinde Matrei in Osttirol, o.O. Reprint 1996, S. 261-273.
Siegmund Kurzthaler: Die Filialkirche St. Nikolaus bei Matrei in Osttirol, Lienz (1998).

 

Beitragsbild: Haeferl, Matrei-Ganz – Nikolauskirche – 12 – Deckenfresko, CC BY-SA 4.0 

tags: Wallfahrtskirche, Illusion, Deckemalerei, Tirol, Österreich, Paradies, Edelstein
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