Paul Reding (geb. 1939): Jerusalemstore in der Kirche St. Marien in Waltrop (um 2000, bzw. Vollendung 2011)
Die Zahl zwölf gilt als heilige Zahl der Vollendung: Zwölf ist nicht allein die Zahl der Monate, der Tierkreiszeichen, der Jünger Jesu, sondern auch die Zahl der Stämme Israels, die Reihe der Apostel und zwölf Tore zählt das Himmlische Jerusalem. Genau diese Thematik steht bei einer Installation von dem Bildhauer Paul Reding (geb. 1939) aus Waltrop (nördliches Ruhrgebiet) im Vordergrund. Wer die römisch-katholische St. Marien-Kirche in Waltrop, eine Stadt am Rand des nördlichen Ruhrgebiets, betritt, sieht an den zwölf Säulen zwölf Tore aus Bronze, die den jüdischen Stämmen gewidmet sind. Der Reihenfolge nach sind es Reuben, Schimeon, Levi, Jehuda, Dan, Naphtali, Gad, Ascher, Jissachar, Sebulun, Joseph und Benjamin, so lautet die Übersetzung der hebräischen Aufschriften über den Toren. Entstanden sind sie 2011 und angebracht wurden sie ein Jahr später, am Patronatsfest der Kirche im Oktober 2012. Damit wurde eine Jerusalems-Installation abgeschlossen, die etwa zehn Jahre zuvor begonnen hatte. Der Künstler hatte sich damals intensiv mit der Johannesoffenbarung auseinander gesetzt, es finden sich in der Marienkirche eine ganze Anzahl von weiteren Werken Redings zu dem Thema. Seine Idee war, an den zwölf Pfeilern des Kirchenschiffs Bezüge zum Himmlischen Jerusalem anzubringen, so dass die Gemeinde in dem Kirchenbau einen Vorgeschmack, eine Zukunftshoffnung, eine Assoziation, so Reding, von der zukünftigen Stadt bekommen mögen.
Dazu war um das Jahr 2000 die Kirche mit zwölf Leuchtern samt Apostelfiguren ausgestattet worden, namentlich sind dies links: Peter/Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes, Philippus und Bartholomäus:
Rechts sind es: Matthäus, Thomas, Jakobus minor, Simon, Judas sowie schließlich Matthias:
2009 hatte Reding in einer Installation jeden der zwölf Pfeiler mit einem Edelstein auf einer kleinen Steinplatte geschmückt. Der Künstler legte Wert darauf, dass es ungeschliffene Steine waren die möglichst nicht glänzen sollte. Ihm gelang es, solche Steine privat aufzutreiben, da ein Juwelier nicht zu bezahlen war. Es sind genau die in der Johannesoffenbarung vermerkten Steine, wie handschriftliche Anmerkungen an den Plättchen verraten. Die zwölf Tore der Apostelleuchter korrespondieren nun mit diesen Edelsteinen, so wie jeder jüdische Stamm durch einen Edelstein repräsentiert ist. Mit diesen Installationen, die über Jahre in Zusammenarbeit mit der Gemeinde gewachsen sind, wird die Kirche immer mehr zum überregionalen Zentrum der Jerusalems-Repräsentation in der modernen Kunst, neben anderen Rauminstallationen wie in St. Augustinus in Gelsenkirchen, in einer Kapelle in Bottrop und in einem Vortragssaal in Stift Heiligenkreuz.
60 Jahre Paul Reding, Gelsenkirchen-Ückendorf 1999.
75 Jahre – St. Marien in Waltrop: Festschrift zum Kirchenjubiläum 2007-2008; wer mitmacht erlebt Gemeinde, hrsg. von der Pfarrei Sankt Marien, Waltrop 2007.
Claus Bernet: Neues vom Neuen Jerusalem: Kunstwerke ab dem Jahre 2000 (Teil 1), Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 41).