Die Tiffany Studios stehen heute für Tradition und höchste Qualität in der Glaskunst. In der langen Geschichte des Unternehmens wurde mehrfach auch das Himmlische Jerusalem thematisiert, vor allem auf Arbeiten des Jugendstils. Sie alle sind in Städten an der amerikanischen Ostküste zu finden, so auf einem Fenster für die May Memorial Unitarian Universalist Society (ehemals Church on James Street) von 1903 (heute Sammlung des Everson Museum of Art in Syracuse) und auf einem Fenster der St. Pauls Church in Milwaukee (um 1915).
Eine weitere Arbeit in ähnlicher Farb- und Formgebung befindet sich in der Union Congregational Church in Montclair (New Jersey). 1988 wurden sie ins staatliche Nationalregister historischer Monumente aufgenommen. Die Fenster sind bekannt als „The War Memorial Windows“, haben aber inhaltlich nichts mit dem Ersten Weltkrieg zu tun. Die Szene, die die Vision des Johannes auf Patmos wiedergibt, befindet sich auf der Fensterbahn rechts außen ganz oben. Welcher Künstler es 1919/1920 für die Tiffany Studios entworfen hat, bleibt auch hier im Dunkeln. Sie sind nicht signiert und auch das Firmenarchiv der Studios brachte leider keinen Aufschluss. Meist war eine ganze Zahl von Glaskünstlern zeitgleich beschäftigt. Dieses Motiv geht vermutlich zurück auf Louis Comfort Tiffany (1848-1933) persönlich. Es ist eine typische Wiedergabe im Stilgemisch zwischen Art déco, den Nazarenern und Historismus. Vor allem die Johannesfigur ist präzise gearbeitet und stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Meister persönlich. Über ihm erscheinen im Himmel weiße Gesteinsformationen, die an antike Marmorblöcke aus Carrara erinnern. Auf ihnen schwebt die farbige Quadratur des Neuen Jerusalem.

Alastair Duncan: Tiffany windows, London 1980.
Robert H. Koch: Louis C. Tiffany – Rebel in Glass, New York, 1982 (3).
Vivienne Couldrey: The art of Louis Comfort Tiffany, London 1989.
Susan A. Nowicki: Montclair, New Jersey. The development of a suburban town and its architecture, New York 2008.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).