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Heinz Lilienthal (1927-2006): Christuskirche in Spradow (1960)

Die evangelisch-lutherische Christuskirche befindet sich in Spradow, einem der zwölf Stadtteile von Bünde im Kreis Herford in Ostwestfalen. Im Eingangsbereich der modernen Backsteinkirche ist ein Fenster mit Szenen zu Petri Fischzug, der Hochzeit zu Kana, der Heilung eines Kranken, der Auferweckung des Lazarus, der Speisung der Fünftausend, der Sturmfahrt Christi, und, oben mittig in diesem Fenster, das Himmlische Jerusalem eingefügt. Die farbigen Betonglassteine wurden von Heinz Lilienthal (1927-2006) im Jahr 1960, als die Kirche erbaut wurde, in einer belgischen Glashütte gestaltet. Sie zeigen motivisch Rundbogentore und Bauten des Neuen Jerusalem, evtl. auch einige Edelsteine der Stadt. Die von Lilienthal hier verwendeten Farben sind überwiegend trüb und erdig, wie Ocker, verschiedene Brauntöne oder unterschiedliches Blau. Zwischen den Farbsteinen sind breite Ränder belassen, die teilweise stärker sind als die eigentlichen Steine. Somit kann man einerseits die Farbsteine betrachten, oder gewinnt durch Konzentration auf den Zwischenraum ein zweites Bild. Dies war ausdrücklich gewollt, Heinz Lilienthal schrieb weiter dazu: „Das Fenster ist eigentlich ein Mosaik. Ursprünglich gab es auch Bestrebungen des Architekten, ein Betonglasmosaik einzusetzen, wie es damals beliebt war. Mir war es ein Anliegen, die Stadt kompositorisch in den Ausdruck von Form und Farbe einzufügen. Hier waren keine Einzelheiten oder Symbole gefragt, sondern eine Ausrichtung, in der sich die göttliche Zukunft und Verheißung in unsere Sprache übersetzt.“ Im Ergebnis ist es eine Arbeit mit einem sehr hohen Abstraktionsgrad, wenn man sie mit mehr figürlichen Fenstern des Künstlers vergleicht, etwa in Büttgen.

Ursprünglich befand sich die Glaswand an der Außenseite der Kirche. Nach einer Erweiterung geriet das Fenster nach innen, es wurde also nicht mehr vom Tageslicht beleuchtet. Daher hat man hinter das Glas eine künstliche Beleuchtung gesetzt. Das kann man auf dem Foto gut erkennen, denn in der zweite Reihe rechts ist die Beleuchtung ausgefallen, so dass dieses Bildfeld dunkler erscheint. Auch sind die biblischen Geschichten heute nicht mehr so vertraut wie früher, und Gemeindemitglieder wurde immer wider zu den dargestellten Themen befragt. Aus diesem Grund wurden die Fensterausschnitte an der Rahmung rechts unten mit kleinen Plaketten beklebt, die für jeden Interessierten das Bildmotiv benennen, im vorliegenden Falle als „Himmlisches Jerusalem“.

Werner Kloos: Heinz Lilienthal. Werdegang und Werk, Bremen 1985.

 

tags: Ostwestfalen, abstrakt, Heinz Lilienthal, Beton
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