Die evangelische Kirche des Ortes Rothemühle bei Wenden im Sauerland besitzt eine Glasfensterwand, welche das Himmlische Jerusalem in rhythmischen, geometrischen Formen zeigt. Insgesamt stellen zwölf Halbbögen die zwölf Himmelspforten dar (vgl. eine spätere Arbeit von Christof Grüger in Magdeburg). Sie sind in Dreiergruppen zusammengefasst, die zum Teil auch übereinander und ineinander gesetzt sind. Hinter ihnen erscheinen rechteckige Bauten mit schwarzen Fenstern und Türen als Häuser oder Wohnungen der Gottesstadt, die in ihrer Feinheit eine Spannung zu den Rundbögen mit der starken, markanten schwarzen Rahmung herstellen. Die Bauten sind in helleren braunen, grünen und orangen Farben gesetzt, am Rand des Fensters dominieren breitere Glasscheiben in unterschiedlichen Blautönen.
Das Fenster aus Antikglas, Blei und Schwarzlot ist im Kirchenschiff zu finden. Es ist signiert mit „Entwurf Johl, Ausf. Thordsen Berlin“ und stammt aus der Zeit der Erbauung der Kirche, um das Jahr 1957. Wahrscheinlich handelt es sich bei „Johl“ um den Berliner Grafiker und Glaskünstler Günter Johl (1908-1965). Obwohl der Einbau des Fensters so lange noch nicht zurück liegt und eigentlich Rechnungen u.ä. wegen Gewährleistungen oder der Steuer archiviert werden müssten, ließ sich schon in den 1990er Jahren nichts zu dem Glaskünstler, der Wahl des Motivs oder den weiteren Hintergründen des Einbaus herausfinden. Erschwerend kam hinzu, dass das Gebäude nicht mehr von der Kirche, sondern vorbildlich und engagiert von einem Verein betreut wird. Erst durch einen glücklichen Umstand konnte jedoch der Entwurf zu dem Fenster im Besitz von Amadee Vorsteher-Johl gefunden werden, so dass heute das Fenster als eine Arbeit von Günter Johl als gesichert gelten darf. Soweit bekannt hat er hier das einzige Mal in seinem vielfältigen Schaffen das Himmlische Jerusalem als Motiv gewählt.
Hans-Bodo Thieme (Hrsg.): Festschrift 100 Jahre Evangelische Kirche zu Olpe, 1898-1998, Olpe 1998.
Martin Kornfeld: 50 Jahre. 1959-2009. Evangelische Kirche Rothemühle, Rothemühle 2009.
Claus Bernet: Spezialband: Himmelspforten vom Mittelalter bis heute (Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 4), Norderstedt 2018 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 46).