Juan Rodríguez Juárez (1675-1728): Himmelspforten für das Jesuitenkollegium in Tepotzotlán (um 1700) und für den „Templo de la Concepción“ in San Miguel Allende (um 1710)

Juan Rodríguez Juárez (1675-1728) hat um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert das Bild „Inmaculada Concepción“ angefertigt. Dieses Gemälde entstand zusammen mit acht weiteren großformatigen Marienbildnissen für das Jesuitenkollegium in Tepotzotlán. Heute ist es ist im Besitz des Nationalmuseums des Virreinato, also dem Museum der spanischen Kolonialzeit in Mexiko.

Was aussieht wie eine Sanduhr soll eine Himmelspforte sein, getragen von beiden Armen eines meisterhaft porträtierten Engels. Aus der Pforte, die geöffnet sein soll, strömt helles Licht seitwärts in Richtung der mittigen Marienfigur. Zur Hälfte stößt diese Pforte bereits an den oberen Rand des leicht gebogenen Gemäldes, welches vermutlich einst für ein Architektursegment, vielleicht unter einer barocken Kuppel, einen Kreuzgang oder eine Altarnische geplant war. Dafür sprechen auch die gewaltigen Maße von 393 x 182 Zentimeter.

Roberto M. Alarcón Cedillo: Pintura Novohispana: Siglos XVIII, XIX y XX, Tepotzotlán 1994.
Rogelio Ruiz Gomar: El pintor José Rodríguez Carnero (1649-1725): nuevas noticias y bosquejo biográfico, in: Anales del Instituto de Investigaciones Estéticas, 70, 1997, S. 45-76.

Eine in Mexiko bekanntere Darstellung der Maria Immaculata nach der Lauretanischen Litanei schmückt die römisch-katholische Kirche „Templo de la Concepción“ in der mexikanischen Stadt San Miguel Allende. Das dortige Wandgemälde in Öl wurde im frühen 18. Jahrhundert von Juan Rodríguez Juárez für den Hauptaltar der Kirche angefertigt. Unter den wenigen Mariensymbolen steht rechts eine noch geschlossene Himmelspforte für Himmlische Jerusalem. Sie wird mit beiden Händen fest von einem Putto gehalten, während ein anderer Putto in seiner Nähe eine blühende Lilie direkt vor die Pforte setzt. Diese Kombination ist alt, man findet sie erstmals im 15. Jahrhundert beim Meister der Blumenornamentik. Eine ähnliche Szene spielt sich übrigens auf der gegenüber liegenden Seite ab. Beide Symbole sollen die Reinheit Mariens darstellen.

Iván Martinez, Martha Reta, Lenice Rivera: Un privilegio sagrado: La concepción de María Inmaculada. La celebración del dogma en México, México 2005.
Héctor Schenone: Santa María. Iconografía del arte colonial, Buenos Aires 2008.
Sergi D. Garcia: La imagen de la mujer del apocalipsis en Nueva Espana y sus implicaiones culturales, Valencia 2013.
Claus Bernet: Latein- und Südamerika, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 39).

 

Zum Künstler:

Juan Rodríguez Juárez wurde im heutigen Mexiko-Stadt 1675 geboren, das damals zum Vizekönigreich Neuspanien gehörte. Er war Mitglied einer spanischen Familie, die lange für ihre Leistungen in der Welt der Malerei bekannt war. Er war der Sohn von Antonio Rodríguez (1636-1691), einem spanischen Maler. Sein Großvater mütterlicherseits, José Juárez (1617-1661), und der Ururgroßvater mütterlicherseits, Luis Juárez (1585-1639), waren ebenfalls bedeutende Maler der spanischen Geschichte, gleichfalls sein Bruder Nicolás Rodríguez Juárez (1667-1734).
Seit 1694 gehörte Juan Rodríguez Juárez einer Bruderschaft an und war bereits Malergehilfe. Sein Lehrer war José de Padilla, in dessen Werkstatt er lange arbeitete. 1719 wurde er beauftragt, einige der zentralen Stücke des Altars der Könige der Metropolitan-Kathedrale auszuführen: die Anbetung der Heiligen Drei Könige und die Himmelfahrt der Jungfrau. Wie bei den meisten Künstlern Neuspaniens während des Spätbarocks produzierte Juan Rodríguez Juárez vornehmlich religiöse Kunst. Daneben gibt es von ihm auch Porträts hoher Beamter wie Vizekönig Linares und des örtlichen Adels. Diese Werke folgten europäischen Vorbildern, mit Rangsymbolen und Titeln, die entweder in den äußeren Teilen frei angebracht waren oder in ein anderes Element der Gemälde, wie Vorhänge oder Medaillons, eingearbeitet waren. Rodríguez Juárez malte auch ein außergewöhnliches Selbstporträt, symptomatisch für die sich wandelnde Rolle des Künstlers in der Kolonie im 18. Jahrhundert.
Eine Reihe früher Castagemälde (ca. 1715) wird ihm zugeschrieben. Sie befinden sich in einer Privatsammlung im Breamore House (Hampshire, England). Weitere bekannte seiner Arbeiten sind „Milagros del Beato Salvador de Horta“ (um 1720) und „De mulato y mestiza, produzieren Mulato, es torna atrás“ (um 1715), ein Porträt des Vizekönigs Fernando de Alencastre Noroña zusammen mit Silva, Duque de Linares y Marqués de Valdefuentes (um 1717). Die wichtigsten seiner Ölmalereien entstanden also im frühen 18. Jahrhundert. 1728 ist der Maler verstorben. Der Legende nach erlitt er einen Schlaganfall, als er an einer Mariendarstellung malte, möglicherweise mit Attributen, die das Neue Jerusalem darstellten.

 

tags: Maria Immaculata, Porta Coeli, Barock, Lilie, Neuspanien, Mexiko
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