Pacino di Bonaguida (um 1280 – 1339): Stammbaum Jesse (1303-1330)

Der Stammbaum Jesse ist eine komplizierte Angelegenheit, auf dessen spezielle Einzelheiten hier nicht eingegangen werden soll und auch nicht muss. In einem Satz geht es darum, dass ein fiktiver Stammbaum Christi mit seinem Ursprung in der Person Jesses, des Vaters König Davids, bildlich wiedergegeben wird. Solche Stammbäume enden, wie auch hier, mit der Himmelskönigin Maria am oberen Abschluss.
Pacino di Bonaguida aus Florenz, der diese Tafel (248 x 151 Zentimeter), die auch als „Baum des Lebens“bezeichnet wird, womit der Bezug zum Neuen Jerusalem deutlicher wird, bis 1330 fertiggestellt haben soll, zeigt im oberen Teil vor goldenem Hintergrund jedoch nicht nur Maria zusammen mit Christus auf einem Thron, sondern eine ganze Versammlung von Heiligen und Engeln in einer Architektur des Himmlischen Jerusalem. Insgesamt sind es vier Reihen von unterschiedlichen Personen, die über einem Mauerkranz aus aufgemalten Edelsteinen und Zinnen angeordnet sind. Eine solche Szene, die die Wurzeln der Herkunft von Jesus mit dem zukünftigen Ende jeglicher Art von Zeit und Geschichte verbindet, ist in der Darstellungsform der „Wurzel Jesse“ selten, wenngleich überzeugend, weil dem Gegenstand thematisch angemessen.
Das Werk kommt aus dem aus dem Klarissenkloster in Monticelli und befindet sich heute in der Accademia delle belle arti in Florenz (Inventarnummer 8459). Es wird von der überwiegenden Mehrzahl der Kenner florentinischer Malerei als Werk von Pacino di Bonaguida ausgewiesen. Kaum etwas mehr über diesen Menschen als der Name ist allerdings bekannt, so dass die Zuweisung wenig Erkenntnis bringt. Er verbrachte wohl seine gesamte aktive Schaffenszeit zwischen 1302 und 1340 in Florenz, wo er Altargemälde herstellte, aber auch Miniaturen und Dekorationen für illustrierte Manuskripte des Trecento beisteuerte. Lediglich eine einzige seiner Arbeiten, das Polyptychon mit einer Kreuzigung mit dem Heiligen Nikolaus, ist signiert.

Richard Offner: Pacino di Bonaguida, a contemporary of Giotto, Portland 1922.
Otto Böcher: Zur jüngeren Ikonographie der Wurzel Jesse, in: Mainzer Zeitschrift, 67/68, 1972/73, S. 153-168.
Laurence Kanter (Hrsg.): Painting and illumination in early Renaissance Florence 1300-1450, New York 1994.

 

Beitragsbild: Sailko, Pacino di bonaguida, albero della vita, 1310-15, da monticelli, fi 02, CC BY-SA 3.0 

tags: Wurzel Jesse, Stammbaum, Accademia delle belle arti Florenz, Gotik, Klarissen, Tafelmalerei, Lebensbaum, Baum des Lebens, Trecento
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