Jerusalemsbild der Stabkirche Urnes (um 1665)

Ein wenig bekanntes Jerusalemsgemälde birgt die norwegische Stabkirche Urnes im kleinen gleichnamigen Ort Urnes am Ostufer des Lusterfjords. Schon im Jahr 1979 wurde die hölzerne Kirche samt ihres Inventars in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Darunter fällt auch ein 136 x 104 Zentimeter großes Bild. Es soll entweder 1663 oder 1667 gemalt worden sein, und zwar auf Glasscherben, damit es wie Gold glänzt. Die kostbare, äußerst seltene Arbeit eines unbekannten Künstlers oder einer unbekannten Künstlerin wurde von einer wohlhabenden Familie der Kirchengemeinde gestiftet, mglw. mit Beziehungen nach Dänemark. Im Jahre 2010 wurde das Kunstwerk umfassend restauriert und in diesem Zusammenhang auch erforscht. Die Stadt in der Mitte ist von zwei Füllhörnern gerahmt, die das Bild in der unteren Hälfte eng umschließen. Erkennen kann man unten den blauen Lebensfluss, dann das mehrschichtige Edelsteinfundament sowie ein prächtiges Barocktor mit Zwiebelhaube. An beiden Seiten finden sich weitere Türme, die sogar geringfügig höher als der mittige Turm sind. Es sind eindeutig Kirchentürme aus Kopenhagen, die hier ins Bild gesetzt wurden. Auch führt vom Tor des Hauptturms eine schräge Linie an beiden Seiten nach oben, was der Stadt eine ganz eigene Form und Erscheinung verleiht, die ich von keiner anderen zeitgenössischen Arbeit aus dem 17. Jahrhundert her kenne. Umgeben ist die Stadt von Blumen und Tieren, die an das Himmelsparadies erinnern sollen (Motiv des ewigen Tierfriedens, das vor allem im 20. Jahrhundert oft dargestellt werden sollte). Die Tiere, etwa die Vögel, sind zum Teil gut im dichten Ornament versteckt.

Die Stabkirche von Urnes, Bergen, um 1960.
Ola Storsletten: Die Stabkirche von Urnes, Oslo 1997.
Dagfinn Moe: ‚Det nye Jerusalem‘ et gammelt maleri fra 1660-årene i Urnes stavkirke, in: Årbok for Universitetsmuseet i Bergen, 2012, S. 60-71.

 

tags: Stabkirche, Norwegen, Füllhorn, Vogel, Barock, Blumen, Ornament, Pretiose
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