Matías de Torres (1635-1711): Entwürfe zum Triumphbogen von 1680

Diese zwei Gouachen stammen von Matías de Torres (1635-1711), einem Vertreter der Madrider Malerschule des hohen Barock. Es handelt sich um Entwürfe für einen Triumphbogen am Puerta del Sol in Madrid anlässlich des Empfanges von Königin Maria Luisa von Orleans. Später entwarf de Torres, zusammen mit Claudio Coello und José Jiménez Donoso, die Innenarchitektur der königlichen Gemächer des Madrider Schlosses.
Beide Entwürfe in Tinte zeigen den Heiligen Isidor von Madrid (1070-1130), wie ihm beim Beten das Neue Jerusalem erscheint. Dabei hat sich der Künstler eng an einen älteren Stich von Adriaen Collaert (1560-1618) aus der Zeit um 1600 gehalten. Jerusalem erscheint auf dem Entwurf oben rechts nun nicht etwa als reale Stadt, sondern lediglich als „Bild im Bild“, nämlich als Zeichnung, die von drei Engeln aufgerollt und gehalten wird. Dies steht in der Tradition der Gnadenbilder und erinnert an das Schweißtuch der Heiligen Veronika. Der Entwurf oben hat lediglich eine Größe von 22 x 26 Zentimetern und befindet sich im British Museum zu London (Inventarnummer 1846,0509.166).

 

Neben dem Entwurf aus dem British Museum gibt es noch eine zweite Fassung. Diese hat eine Größe von 31 x 26 Zentimeter und befindet sich in der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid. Auf diesem hat sich links ein Engel mehr, also insgesamt vier, um die Stadterscheinung versammelt. Auch die rahmenden Äste sind hier stärker ausgeprägt. Die Stadt wurde unverändert belassen, allein die Figuren in den Toren sind nun viel kräftiger eingearbeitet.

 

Die horizontalen und vertikalen Linien belegen, dass beide Fassungen als Grundlage eines größeren Gemäldes gedacht waren, zu dem es aber nicht gekommen ist. Es kam jedoch zu dem angesprochenen Triumphbogen, den Matías de Torres nach einem anderen Entwurf von 1680, der sich in der Spanischen Nationalbibliothek in Madrid erhalten hat (Inventarnummer 70861). In dieser Radierung zeigt das mittige Medaillon ebenfalls oben rechts das Himmlische Jerusalem, wieder auf einem Tuch, das von Engeln gehalten wird. Allerdings ist diese Szene nur noch ein Detail in einem viel größeren Zusammenhang; viele vorherige Einzelheiten wie der Zionsberg oder die Falten des illusionären Tuchs sind hier zurückgenommen.

Alfonso E. Pérez Sanchez: Don Matías de Torres, in: Archivo Español de Arte, 38, 149, 1965, S. 31-42.
Alfonso E. Pérez Sanchez: Pintura barroca en España 1600-1750, Madrid 1992.
Barrio Moya, José Luis: Matías de Torres, un pintor palentino en el Madrid de Carlos II y Felipe V, in: Publicaciones de la Institución Tello Téllez de Meneses, 71, 2000, S. 245-268.
Mark P. McDonald: El trazo espan̄ol en el British Museum. Dibujos del Renacimiento a Goya, Madrid 2013.

 

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