
Hermann Baumeister (1867-1944): Erlöserkirche in Stuttgart (1920)
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Claus Bernet
- November 13, 2021
Der Karlsruher Hermann Baumeister (1867-1944) schuf überwiegend Architektur- und Landschaftsbilder als Aquarelle. Sakralkunst ist in seinem Schaffen eine seltene Ausnahme. Er hatte in Karlsruhe, in München und in Düsseldorf Malerei studiert und gilt als Vertreter der klassischen Schule.
Baumeister schloss im Jahr 1920 ein monumentales Ölgemälde mit einer monumentalen Darstellung des Himmlischen Jerusalem ab. Im unteren Bereich steigen Felsen nach oben, und auf einem verlassenen Plateau stehen drei leere Kreuze. Diese Stelle markiert Golgatha nach der Kreuzesabnahme. Darüber erscheint im Firmament, umgeben von einem Lichtkranz, die Stadt Gottes (siehe Ausschnitt oben). Die Stadt in weißen Umrissen ist selbst eine Lichterscheinung und ihre Einzelheiten sind schwer zu erkennen, zudem alles in einen blauweißen Farbton getaucht ist. Aus dem massiven Fundament und den steil nach oben ragenden Stadtmauern erhebt sich eine zentrale Kuppel pyramidal aus der Stadt weiter nach oben. Aus der Kuppel dringt Licht und sie wird von einem schmalen Halbbogen umspannt.
Das Bild befand sich einst in der evangelischen Erlöserkirche in Stuttgart. Da es nach 1945 dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprach, gab man es an das Evangelische Landeskirchliche Archiv ab. Nach Jahrzehnten änderte sich wieder der Zeitgeschmack, jetzt fand man auf einmal ein neues Interesse an Kunstwerken, die den Krieg überstanden hatten. Schließlich wurde es 2015 von dem Landesarchiv an die Erlöserkirche zurückgegeben.
Edith Bowatzki: 75 Jahre Evangelische Erlösergemeinde Stuttgart: 1908-1983, Stuttgart 1983.
Horst Ferdinand: Der Landschaftsmaler Hermann Baumeister, in: Badische Heimat, 66, 4, 1986, S. 525-533.
Horst Ferdinand: Baumeister, Hermann. In: B. Ottnad (Hrsg.): Badische Biographien. Neue Folge III, 1990, S. 28-30.
Claus Bernet: Große Künstler, großartige Kunst, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 48).