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Spätgotischer Flügelaltar aus Schloss Draskovich, Burgenland (1469)

In der Mitte des 15. Jahrhunderts schuf ein unbekannter Meister des Burgenlands einen spätgotischen Flügelaltar, der sich heute auf dem erst 1804 errichteten Schloss Draskovich in der österreichischen Stadt Güssing befindet. Eine Inschrift auf dem Rahmen der Tafeln nennt das Entstehungsjahr 1469, gibt aber keine Auskunft über den Künstler oder den Stifter des Altars. So bleibt die Herkunft dieser Arbeit im Dunkeln.
Die Tafelmalerei besteht aus insgesamt drei Flügeln. Sie alle sind Temperamalereien auf Holz. Ist der Altar zur Gemeinde hin verschlossen, hat die linke vordere Seite das Jüngste Gericht zum Thema. Unten links wird dort das Himmlische Jerusalem als kleine, unscheinbare Kirche gezeigt, mit einer eingezeichneten Mauerquaderung an der Fassade. Die Linien der Mauer ziehen sich auch über die dunkle Öffnung der Pforte. Entweder zeigt dies die steinerne Laibung der Pforte, oder die Linien waren früher schwarz übermalt, sind aber über die Jahrhunderte hinweg wieder ans Tageslicht getreten. Ansonsten ist dieser Bau unscheinbar und bescheiden, vergleichbar mit Darstellungen aus Altar des Meisters des Gelbersdorfer Altars im Diözesanmuseum Freising oder der niederländischen Tafelmalerei um 1490 aus dem Wallraf-Richartz-Museum in Köln.
In Güssing hat der Kirchenbau, der das Neue Jerusalem repräsentiert, ein rotes Satteldach und rechts ein schmales Fenster. Ein solches Fenster befindet sich vermutlich auch auf der gegenüberliegenden Seite, kann aber nicht gesehen werden, denn dort stehen übergroße Menschen. Sie sind gerade aus den Gräbern auferstanden, was man noch rechts beobachten kann. Inmitten der kleinen Gruppe steht breitbeinig eine dominante Petrusfigur, die den Eindruck macht, als würde sie Gerettete von Verworfenen trennen.

Claus Bernet: Gemälde, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 21).

 

tags: Tafelmalerei, Spätgotik, Burgenland, Österreich, Petrus, Altargemälde
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