Georg Friedrich Pfandzelt: Pfarrkirche St. Martin in Ballendorf (1748)

In der evangelischen Pfarrkirche Sankt Martin in Ballendorf auf der Schwäbischen Alb findet man auf der Empore ein Tafelbild der Größe 106 x 60 Zentimeter, das dem Himmlischen Jerusalem gewidmet ist. Es ist Teil von ehemals drei Tafeln zur Illustration des Augsburger Bekenntnisses am Ostende der Nordempore. Hergestellt wurden die Bilder 1748 von dem Kunstmaler Georg Friedrich Pfandzelt (gest. 1765) aus Ulm, für die er damals drei Florentiner Lohn erhielt. Er führte die Arbeiten aus, nachdem er 1747 eine ähnliche Emporenmalerei in Breitenholz ausgeführt hatte.
Das  Ölgemälde ist ein gutes Beispiel für lokale Volksfrömmigkeit in einfacher, aber eindringlicher Bildersprache im Rahmen des Pietismus in Württemberg. Johannes auf Patmos ist demütig vor dem Engel in die Knie gegangen und bemerkt die Gottesstadt direkt über ihm anscheinend nicht. Der Engel in dem roten Gewand ist auf der Wolke eine durchaus imposante Erscheinung, und er versucht durch eindringliche Gesten auf die Himmelserscheinung aufmerksam zu machen. Wohl auch deswegen ist das Bild unten mit dem Merksatz „Mit dem Dienst bist nicht wohl dran, dan (denn) man Gott soll beten an“ versehen worden. Die Stadt leuchtet vor einem gewaltigen Strahlenkranz. Alle ihre zwölf Tore sind offen, und ihr Inneres erinnert als Gartenlandschaft mit Bäumen, Alleen und Springbrunnen an das verlorene bzw. wiedergewonnene Paradies.
1961 wurden die Empore und alle Bilder der Kirche von A. Schwenk aus Ulm vorbildlich restauriert; sie bestechen auch heute noch durch Leuchtkraft und Farbigkeit.

Der Stadt- und der Landkreis Ulm. Amtliche Kreisbeschreibung, allgemeiner Teil, Ulm 1972.
Ev. Pfarrkirche St. Martin, in: Hans Andreas Klaiber, Reinhard Wortmann: Die Kunstdenkmäler des ehemaligen Oberamts Ulm, München 1978, S. 129-142.
M. Müller: Die Kirche, in: Gemeinde Ballendorf (Hrsg.): Festschrift zur 850-Jahr-Feier, Ballendorf 1994, S. 39-40.

 

tags: Empore, Württemberg, Schwaben, Pietismus, Volkskunst, Georg Friedrich Pfandzelt, Paradies
Share:
error: