Die kleine, heute anglikanische Kirche St Nicholas von Poling in West Sussex geht in ihren Ursprüngen bis in die Zeit um 1220 zurück und wird immer wieder, zu Recht oder zu Unrecht, mit den Jerusalemer Tempelrittern in Verbindung gebracht. Möglicherweise war dies der Hintergrund, dass hier ein etwa 120 x 80 Zentimeter großes, modernes Triptychon aufgestellt wurde. An seinen Flügeln sind tatsächlich Kreuzritter dargestellt. Die Ölmalerei soll, nach Auskunft des Rev. Roy Kilford, um das Jahr 1910 entstanden sein. Der Maler war ein E. Morrow, vermutlich ein Mitglied der anglikanischen Gemeinde vor Ort, über den ansonsten nichts Konkretes bekannt geworden ist. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Laienarbeit, die vielleicht der Gemeinde unaufgefordert geschenkt wurde, so vermutete der Pastor.
Das Gemälde ist heute auf einem Seitenaltar der Kirche aufgestellt. Es zeigt unten einen König mit purpurfarbener Robe und Krone auf einem weißen Pferd, der an einem Feldarbeiter am Pflug an der linken Seite vorbeireitet. Die Landschaft geht nach hinten in einen Strand und schließlich in ein Meer über. Unterschrieben ist das Bild mit „Fidelis et Verax“, („Treue und Wahrhaftigkeit“) was sich auf Kapitel 19 der Johannesoffenbarung bezieht: „Und ich sah den Himmel aufgetan, und siehe, ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hieß Treue und Wahrhaftigkeit.“ Meist, aber nicht notwendigerweise, wird diese Figur als Christus interpretiert. Im Zusammenhang mit dem Himmlischen Jerusalem ist dieses Motiv äußerst selten, ich kenne nur noch ein jüngeres Beispiel auf einem Glasfenster in Schuld/Eifel.
Im rechten Hintergrund der Malerei erscheinen über dem Meer im Himmel weiße Mauern und Türme des Himmlischen Jerusalem. Eine Seltenheit ist hier, dass die Geretteten vor dem zentralen Haupttor nicht in die Stadt strömen, sondern aus ihr heraus in Richtung der Bildbetrachter kommen und in einer langen Reihe dem Reiter folgen, der diese anführt – nur wohin?
Francis W. Steer: Guide to the church of St Nicholas, Poling, Poling 1965.