Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde das Kirchenschiff der im Kern gotischen Dorfkirche in Dorndorf, einem Stadtteil von Laucha an der Unstrut, vollständig erneuert und von einem unbekannten Malermeister farbig ausgemalt, vermutlich nach einer Vorlage aus einem Musterbuch, möglicherweise die Bilderbibel von Johann Ulrich Kraus. Alle Malereien an der Brüstung der zweistöckigen hölzernen Hufeisenempore stellen biblische Szenen dar und sind in deutscher Sprache mit einer passenden Bibelstelle versehen. Vielleicht gelingt es anhand einer der Malereien einmal die Vorlage dazu aufzufinden. Der Aufbau der einzelnen Bilder ist stets gleich: Deutschsprachige Bildüberschriften verweisen auf die Bibelstellen, die Texte unter den Darstellungen erläutern den Inhalt. Im Falle des Himmlischen Jerusalem auf der dem Altar gegenüberliegenden Seite des ersten Stocks lautet die Bildüberschrift „Offenb: JOHAN. XXI.“, der Text unter der Darstellung lautet „Das Himmlische Jerusalem“.
Die Stadt in der Mitte einer gemalten barocken Vignette in Pastellfarben ist regelmäßig, systematisch und unspektakulär gezeichnet. In der Mitte findet man das Lamm Gottes auf einem Miniaturzionsberg, der mehr eine Scheibe ist und nicht sonderlich hoch ragt. In den hinteren Vierteln der Stadt lassen sich weiße Häuser (oder auch Bewohner) erkennen, was man aus optischen gründen eigentlich in den näheren vorderen Feldern erwarten würde. Jede Straße führt schnurgerade zum gegenüberliegenden Tor, wodurch sechzehn Stadtviertel entstehen. Die zwölf Tore stehen offen, die angrenzenden Mauern sind niedrig, so dass der Betrachter selbst aus dem Kirchenschiff von unten einen guten Einblick in das Stadtinnere genießt. Die gesamte Stadt schwebt zwischen Wolken an der linken und rechten Seite, daran grenzt die Vignette an mit zwei ausgreifenden Lorbeerblättern.
Angelika Jebsen, Egbert Rockstroh: Die Dorndorfer Kirche, Dorndorf 2014.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit: Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).
