
Die evangelische Dorfkirche in Bellin (Vorpommern) besitzt Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert. Im Bildprogramm der Kirche gibt es mehr als eine Besonderheit: Christus, der auf dem Regenbogen und über der Weltkugel thronende Weltenrichter, ist in den östlichen Gewölbefeldern des Hauptschiffes abgebildet. Diese Darstellung ist in der Regel der Apsis vorbehalten. Möglicherweise gab es in frühen Zeiten zwischen Mittelschiff und Chorraum noch einen Abschluss. Das Chorbild der Kirche, eine Darstellung der Hl. Katharina, richtete sich dann vor allem an Ordensleute. Diese These könnte gestützt werden durch die Wandnischen im Hauptschiff, für die es bisher keine schlüssige Deutung gibt: es waren vermutlich Sakramentsschreine nahe des Altares.
Die große Darstellung des Endgerichts ist so belassen worden, wie es die Übermalung im Jahr 1855 formte. Lediglich der Hintergrund ist aufgehellt und farbig angeglichen worden. Einmalig und sehr schön ist der gepflegte Vorgarten mit Miniaturbäumen, die wie Bonsai wirken. Darüber ist ein quadratisches Feld gesetzt, das aus der Ferne an ein Schachbrett erinnert. Das Feld ist wiederum in 16 kleinere Quadrate eingeteilt, die wechselweise einen großen und einen kleinen Kreis zeigen. Im Kontext mit dem Neuen Jerusalem ist solch ein Wandschmuck, wenn es denn einer ist, gänzlich unbekannt.
Gottfried Holtz: Zu Gewölbemalereien in Bellin und Groß-Gievitz: Versuch einer Deutung, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock; Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe, 17, 7/8, 1968, S. 673-676.
Bellin, in: Zerniner Beschäftigungsinitiative (ZEBI) e. V. (Hrsg.): Dorf- und Stadtkirchen im Kirchenkreis Güstrow, Rostock 1997, S. 28-29.
Barbara Seuffert: Vom Ziel des Glaubens: Von der Seelen Seligkeit. Die Fresken in der Kirche von Bellin bei Güstrow, in: Mecklenburgische Kirchenzeitung, 53, 2, 1998, S. 5.