Eine Londoner Ausgabe des Jahres 1895 enthält mehrere Arbeiten des Künstlers W. Stranc. Es handelt sich um eine neue Fassung von Pilgrim’s Progress des John Bunyan aus dem 17. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert erfreute sich dieser christliche Roman einer unglaublichen Beliebtheit. Fast jährlich wurde in Großbritannien oder in den USA eine neue Auflage auf den Markt gegeben, so dass bald fast jeder Haushalt eine Fassung gehabt haben muss. Es gab billige Ausgaben mit gekürztem Text ohne Illustrationen oder hochwertige Ausgaben mit umfangreicher Kommentierung, für die man talentierte oder renommierte Künstler gewinnen konnte.
Im vorliegenden Fall befindet sich die Zeichnung auf einem gesonderten Blatt zwischen den Seiten 224 und 225 eingelegt – so etwas ist immer ein Hinweis, dass man die künstlerischen Werke besonders wertschätzte. Die schwarzweiße Zeichnung zeigt die allegorische Figur Gnade, die vor der Himmelspforte in Ohnmacht gefallen ist. Die Pforte ist im Hintergrund durch massive, aber bereits in die Jahre gekommene Steinblöcke angedeutet: an den Kanten sind schon Verschleißspuren auszumachen, ein Quaderstein ist bereits herausgebrochen und zwischen der Mauer und dem Boden haben sich bereits Bäume angesiedelt. Von der Eingangstür links sieht man nur den unteren Teil mit wenigen hölzernen Latten im dunklen Hintergrund. Hauptaugenmerk ist hier der niederkniende Torwächter, der fürsorglich die am Boden liegende Frau in Empfang nimmt. Mit seinem Bart und der Glatze ist er an den Heiligen Petrus angelehnt. Er trägt hier einen weiten Mantel, der an das Schutzmantelmotiv erinnert, welches Jahrhunderte Maria vorbehalten war. Die Zeichnung wurde schnell auf Papier gebracht; von W. Stance, seinem Werdegang und künstlerischem Schaffen ist nichts weiter bekannt.
Claus Bernet: ‚The Pilgrim’s Progress‘ von John Bunyan, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 24, 2).