Jost Amman (1539-1591): Frankfurter Bibelausgabe (1564)

Eine neue Bibelausgabe mit einem neuen Himmlischen Jerusalem erschien im Jahr 1564. Gedruckt wurde diese Neuausgabe in Frankfurt am Main bei Sigmund Feyerabend (1528-1590), Georg Rab (um 1535-1580) und Weigand Hanens Erben. Der Titel der Lutherbibel blieb gegenüber den Vorgängerausgaben unverändert: „Biblia, das ist, Die gantze Heylige Schrifft Teutsch“. Von den 134 Holzschnitten zeichnet sich der des Himmlischen Jerusalem durch seine ausgeglichene, einheitliche Komposition aus. Rund um die Stadt ist Bewegung, wozu auch die Farben beitragen: Oben ziehen zweifarbige Wolken in Pastelltönen vorbei, links wächst ein Baum nach oben und unten korrespondiert der Boden aus vielgestaltigen Erdschollen mit den Wolken des Himmels. Im Inneren der Stadt ist nicht die zeittypische Symmetrie der Bauten zu finden, die die Werke vor und nach dieser Ausgabe gewöhnlich kennzeichnen. Die giebel- und traufständigen Bauten scheinen sich in vier Quartiere bzw. Stadtviertel zusammen zu drängen. Von links nach rechts wird die Stadt durch eine Achse – eine Straße oder ein Kanal – durchschnitten. Ein Stadtzentrum ist nicht besonders hervorgehoben. Bemerkenswert ist auch, dass die Stadt nicht unbevölkert ist, sondern dass auf den Straßen einige kleine Menschen umherlaufen. Auch die zwölf Tore sind besetzt, nämlich mit Engeln, von denen die drei vorderen bunte Flügel haben. Die Ausführung der Engels- und Johannesfigur beweisen: hier muss ein Meister am Werke gewesen sein – vermutet wird Jost Amman (1539-1591) aus Nürnberg, der sich an einer Vorlage von Johann Bocksberg orientierte.

E 436 in: Stefan Strohm, Peter Amelung, Irmgard Schauffler, Eberhard Zwink (Bearb.): Deutsche Bibeldrucke: 1466-1600, Stuttgart 1987, S. 254-257.

 

tags: Reformation, Holzschnitt, Bibelausgabe
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