Maria Immaculata aus der „Historia general del Peru“ (1617)

1617 erschien, mit Privileg des spanischen Königs, die „Historia general del Peru“ des Geschichtsschreibers Inca Garcilaso de la Vega (1539-1616). Die Gesamtgeschichte Perus wurde posthum in Cordoba (Spanien) bei Andres de Barrera in den Druck gegeben. Vega war 1591 aus Südamerika hierher gekommen, wo er sich seinen literarischen Arbeiten widmete. Die Abbildung eines anonymen Künstlers, vermutlich aus Cordoba, befindet sich auf dem Titelblatt der Erstausgabe, und zwar nur wenige Zentimeter groß unter dem insgesamt langen, barocken Buchtitel. Um eine schmale Marienfigur in einem ovalen Strahlenkranz sind ihre Symbole gelegt, in einfachster Strichzeichnung, aber prägnant und sofort zu erkennen. Diese Konzeption war im 17. Jahrhundert überaus populär, sie geht zurück auf die Lauretanische Litanei. Dieses ist eines der frühesten Beispiele aus Neuspanien. Mit dem Inhalt des Buches hat die Illustration allerdings nichts zu tun, vielmehr geht es um wenig Frommes: Die brutale Eroberung Perus durch Francisco Pizarro, die blutigen Bürgerkriege zwischen den Conquistadoren und das bedauernswerte Schicksal der Nachfahren der Inkaherrscher bis zur Hinrichtung des letzten Inkakönigs Túpac Amaru (1572). Die Illustration hat also lediglich dekorativen Charakter. Gestaltet wurde sie nach den zahlreichen Ölmalereien der Maria Immaculata, die in Spanien wie ebenso in Neuspanien kursierten. Man findet auf ihr Symbole wie den Hortus Conclusus, den Spiegel Mariens, den Brunnen, aber auch zwei Symbole, die das Himmlische Jerusalem pars pro toto repräsentieren. Die sind die Himmelspforte, welche sich unter dem Mond und dem Stern oben links befindet. Es handelt sich um einen einfachen Rundbogen, der mit einem lateinischen Kreuz bekrönt ist, nach Vorbildern in Santa María Xixitla in San Pedro Cholula (1600-1650), Raffaello Schiaminossi (1603) oder nach einer Malerei aus Cusco in der Marilynn Thoma Art Foundation (17. Jh.). Nach links unten führen einige Treppen, denn die Pforte ist zugleich eine Himmelstreppe. Die Civitas Dei wurde hier der Pforte genau gegenübergesetzt, an der rechten Seite, unter dem Sonnensymbol. Es ist eine Miniaturstadt, die aus drei Bauteilen zusammengesetzt wurde: einem Wohnhaus, einem Turm und einer Pforte.

José Anadón (Hrsg.): Garcilaso Inca de la Vega, an American humanist, Notre Dame 1998.
Christian Fernández: Inca Garcilaso. Imaginación, memoria e identidad, Lima 2004.
Claus Bernet: Maria Immaculata. Das katholische Jerusalem, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 14).

 

tags: Peru, Universität Madrid, Maria Immaculata, Porta Coeli, Civitas Dei
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