Egon Stratmann (geb. 1936): St. Marien in Meinerzhagen (1985) und ehemalige Kirche St. Konrad in Duisburg-Fahrn (1989)

Die römisch-katholische Kirche St. Marien in Meinerzhagen (Sauerland) wurde im Laufe der 1980er Jahre um Fensterbänder des bildenden Künstlers Egon Stratmann (geb. 1936) aus Hattingen erweitert. Sie wurden in der Paderborner Glasmanufaktur Otto Peters angefertigt. Das abschließende Fenster, 1985 hergestellt, zeigt das stehende Lamm Gottes inmitten des Himmlischen Jerusalem. Eine feine Linienführung, fast wie eine Bleistiftzeichnung, erzeugt eine schwungvolle Note. Auch einige der goldenen Tore zeigen filigrane schwarze Linien, die Leichtigkeit in die Darstellung bringen. Man findet die Stadt am oberen Ende einer Glasstele, die schräg hinter dem Altar eingebaut ist. Von der Gemeinde aus ist das Fenster nicht sichtbar, so dass auch langjährige Gemeindemitglieder der festen Überzeugung sind, das Fenster müsse aus einer anderen Kirche herrühren (so wurde es bei meinem Besuch 2002 behauptet).

 

Stratmann hat kurz darauf das Himmlische Jerusalem nochmals in einem Glasfenster aufgegriffen. Die römisch-katholische Kirchengemeinde von St. Konrad in Duisburg-Fahrn beauftragte 1989 den Künstler zu einer Darstellung des Lammes im Himmlischen Jerusalem, umringt von betenden Heiligen (gelber Bereich oben) und den vierundzwanzig Ältesten (blauer Bereich unten). In der Mitte unter dem Lamm vermag man eines der Perlentore zu erkennen, in dem eine Marienfigur die ankommenden Menschen begrüßt. Das Fenster im Altarraum aus gelben, blauen Antik- und Opalglas, Blei, Schwarzlot sowie Silbergelb misst insgesamt 6 x 5 Meter. Kurz nach dem kostspieligen Einbau des neuen Fensters wurde beschlossen, 2012 die Kirche aufzugeben – seitdem ist dieses Fenster der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich; die weitere Zukunft dieses und auch anderer Kunstwerke des Sakralgebäudes sind ungewiss. Seit Jahren verfällt das Gebäude hinter einem notdürftig angebrachtem Absperrgitter. Damit bietet allein das übriggebliebene Fenster in Meinerzhagen und eine kürzlich bekannte Arbeit in Altenbeken die einzige Möglichkeit, eine Jerusalems-Interpretation von Stratmann in Glas am Originalstandort zu erleben.

Egon Stratmann, Hattingen, in: Alte und neue Kunst, 40, 2000, S. 127-130.
Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).

 

tags: Ruhrgebiet, Sauerland, Fensterband, Altarraum, Desakralisierung
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