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Will Horsten (1920-1979): St. Marien in Korschenbroich-Pesch bei Mönchengladbach (1978)

Ein imposantes und monumentales Gesamtkunstwerk bietet die römisch-katholische Kirche St. Marien in Korschenbroich-Pesch bei Mönchengladbach. Die gesamte Kirche war nach 1945 auf Initiative der örtlichen katholischen Bevölkerung entstanden, die auch die Künstler für die Innenausgestaltung auswählten. Die Mittel waren selbstverständlich begrenzt, für die Glasfenster konnten allein die Sachkosten übernommen werden, da zudem massive Umbauten vorzunehmen waren: Bei den sechs Rundbögenfenster pro Seite wurde Mauerwerk geschlossen, so dass unten rechteckige Fenster entstanden, oben jeweils ein Rundbogenfenster, womit man die ursprünglichen Fensterbahnen noch erkennen kann.

Es galt anschließend einen Künstler zu finden, der zwar engagiert auf die Vorschläge und Wünsche der Gemeinde einging, aber selbst so gut wie keine Entlohnung erwarten konnte. Im Jahr 1978 entwarf dort Will Horsten (1920-1979) die Fenster aus Betonglas mit Buntglassteinen in Mosaiktechnik, was damals als das Modernste galt, was die Sakralkunst zu bieten hatte. Der Künstler stelle die Fenster im Kirchenschiff unter das von der Gemeindeleitung vorgegebene Motto „Das Himmlische Jerusalem“; zuvor oder danach hat Horsten, der nur ganz wenige Glasfenster gestaltet hat, dieses Thema nicht nochmal aufgegriffen.
Zu entdecken sind in Korschenbroich-Pesch zwölf Perlentore mit zwölf Engeln, die auf zwölf der insgesamt sechzehn Fenster verteilt sind, die alle überwiegend mit gelben Steinen besetzt sind. Das eigentliche Himmlische Jerusalem ist auf der Fensterwand oben links dann nochmals als Einzelbild eingearbeitet, wobei die übrigen Einzelbilder andere Motive aus der Apokalypse zeigen, wie etwa das Lamm Gottes, den Lebensfluss oder den Lebensbaum.
Das Jerusalems-Fenster zeigt ein Quadrat, welches auf der Spitze eines Dreiecks thront, welches für den Zionsberg steht, oder den Lebensweg nach Jerusalem, oder, nach weiterer Interpretation, für das Blut des Lammes, welches aus der Stadt heraus die neue Schöpfung befruchtet. Umzogen ist das Quadrat von einem goldenen Band, welches an jeder Seite drei Glassteine als Tore größer hervortreten lässt. Das Innere des Quadrats ist figürlich nicht akzentuiert; es ist ein kleinteiliges Raster und wiederholt damit die Quadratform.

Ein anderes Fenster thematisiert, neben dem Perlentor, einen Engel, der dabei ist, einen Menschen zu sich zu ziehen. Ursprünglich befand sich der Beichtstuhl in unmittelbarer Nähe dieses Fensters. Der dargestellte Mensch sollte ein Sünder sein, der durch die Beichte wieder zu Gott findet.

Albert Damblon, Willibald Seppelt: Die glasklaren Schwestern, Korschenbroich 2000.
Peter Lingens: Will Horsten (1920-1979), in: Geldrischer Heimatkalender, 2004, S. 51-52.
Martina Dappen (Bearb.): 50 Jahre St. Marien Pesch. Festschrift zum 50-jährigen Bestehen von St. Marien Pesch, Korschenbroich 2006.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).

 

tags: Ruhrgebiet, Beton, Glaswand, Raster
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