John Bunyan (1628-1688) war ein englischer Baptistenprediger und erfolgreicher Schriftsteller. Heute noch ist vor allem seine Schrift „The Pilgrim’s Progress“ im angloamerikanischen Raum bekannt. Das Werk, ein Erbauungs- und Reiseroman, gehört zur Weltliteratur und wird immer wieder neu aufgelegt. Bislang wurde es in über 200 Sprachen übersetzt. Vom 17. Jahrhundert bis heute wurde das Werk immer wieder gerne bebildert. Schon die Erstausgabe zeigt im Hintergrund eine bescheidene Himmelspforte, und so wurde die göttliche Stadt über Jahrhunderte hinweg in Pilgrim’s Progress immer wieder in Form der Pforte präsentiert. Ab 1695 gibt es dann Ausgaben, die die Stadt im Hintergrund durch eine kleine Reihe von Wohnbauten andeuten – stets einfach, ohne biblische Ausschmückung wie Gotteslamm, Edelsteine, Perlen oder anderes. Immerhin erschien schon 1778 eine Ausgabe mit einer zu dieser Zeit beliebten „utopischen Landkarte“, die erstmals kolorierte Bilder brachte.
Kurz danach, 1792, entstand dieser Kupferstich. Er zeigt zwei Engel, die einen Frommen im historischen Pilgerkostüm und einen Ritter empfangen. Ihr Weg geht nach links, wo im Hintergrund hohe Bauten des Neuen Jerusalem angedeutet sind, ähnlich wie bei C. Sheppard. Die Zeichnung wäre für 1792 überaus modern, sie könnte ebenso 1892 entstanden sein. Angefertigt wurde sie vermutlich für eine englischsprachige Neuauflage von „The Pilgrim’s Progress“, die dann nach 1792 in den Druck ging. Später wurde sie aus dem Buch herausgeschnitten, um sie als Einzelblatt auf dem Kunstmarkt zu einem höheren Preis verkaufen zu können. Die Rückseite ist unbeschrieben, nichts lässt auf den Verlag oder den Kupferstecher schließen. Erhalten hat sich das singuläre Blatt im John-Bunyan-Museum in Bedford.
Claus Bernet: „The Pilgrim’s Progress“ von John Bunyan, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 24).