Triptychon der Kirche Sankt Marien in Salzwedel (um 1510)

Auf diesem spätmittelalterlichen Triptychon werden ganz links einige wenige Gerettete in die Himmelspforte geleitet. Die Pforte steht offen, ihre goldene Tür ist nach außen geschlagen. Unter der ebenfalls goldenen Laibung, die wie eine Kordel oder Geflochten aussieht, steht Petrus, über ihm sieht man einige Köpfe von Menschen, die sich bereits ins Innere gerettet haben. Zwischen den Zinnen der Stadtmauer ragen nun vier Keile nach oben – eine Besonderheit, die man von keiner zweiten vergleichbaren Schnitzarbeit her kennt. Vielleicht war ursprünglich hieran etwas befestigt, was verloren ging? Oder es handelt sich um Lanzen, womit sich die Bewohner des Himmlischen Jerusalem bewaffnet haben? So ungewöhnlich, wie es sich für modern-aufgeklärte Betrachter anfühlen mag, ist es nicht; es gibt durchaus mittelalterliche Bilder mit Bewaffneten – meist allerdings sind es Enge, die dieses Privileg hatten (im Mittelalter war es nicht jedermann gestattet, ein Schwert zu führen). Nach anderer Lesart sollen es die Strahlen einer Gloriole sein.
Man findet diesen Ausschnitt auf einem Triptychon im Chor der evangelischen Hauptpfarrkirche Sankt Marien in Salzwedel. Dort befindet er sich in der unteren Reihe im rechten Bildfeld. Das Relief ist aus Holz, teilweise koloriert und vergoldet. Angefertigt wurde es um 1510, aus der Hand eines unbekannten Meisters.

Werner Mezger: Kreuzigungsdarstellung auf dem Hochaltar der Pfarrkirche St. Marien in Salzwedel, in: Narrenidee und Fastnachtsbrauch. Studien zum Fortleben des Mittelalters in der europäischen Festkultur, Konstanz 1991, S. 85-89.
Joachim Hackbart: Die St.-Marien-Kirche in der ‚Alten Stadt Salzwedel‘, in: Altmark-Blätter, 92, 1996, S. S. 9-11, 13-21.
Verena Friedrich: Salzwedel, St. Marien, Passau 2002.

 

tags: Altar, Schnitzerei, Spätmittelalter, Spätgotik, Altmark, Sachsen-Anhalt, Triptychon, Pforte
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