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Ikone „Dormition“ aus dem Staatlichen Russischen Museum in St. Petersburg (um 1520)

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstand in Nowgorod die russische Ikone mit dem Titel „Dormition“ („Mariä Himmelfahrt“). Die Gesamtgröße des Kunstwerks beläuft sich auf 147 x 118 Zentimeter. Das Werk befand sich einst in der Ikonostasis der Dormitions-Kathedrale in der karelischen Stadt Kem in der in der Region Karelien. 1961 wurde die Ikone der russisch-orthodoxen Kirche entzogen und kam in das Staatliche Russische Museum in St. Petersburg (dort Inv.-Nr. 3122).
Am oberen Rand ist in der Mitte eine zweiflügelige, rotfarbene und offene Himmelspforte zu sehen. Es handelt sich um ein sehr frühes Beispiel der aufgesprengten Türflügel. Auf den Außenseiten der Türflügel sind vier Engel aufgezeichnet, jeder auf einer rechteckigen Tafel. Ihre Haltung vermittelt den Eindruck, als würden sie die schweren Türflügel gerade öffnen. Das Innere der Tür ist angefüllt mit unzähligen weiteren Engeln, die nun einheitlich in ein Russisch-Grün getaucht sind. Schon diese Konzeption ist ungewöhnlich und würde genügen, das Neue Jerusalem in einer Ikone zu markieren. Dennoch findet sich die Stadt ein weiteres Mal: Dem Kreis mit den Türflügeln sind links und rechts zwei weitere Halbkreise angefügt. Links befindet sich Christus auf einem Thron in einem der Halbkreise; rechts ein annähernd kubischer Bau in hellem Beige: das Himmlische Jerusalem. Sein Grundriss ist die Kreuzform, wobei hier alle Arme gleich lang sind. Dadurch hat dieser Bau exakt zwölf Tore. Dies ist keine neue Erfindung, sondern eine Kopie einer Weltgerichtsikone aus der Tretjakow-Galerie Moskau (um 1450).
Aus einem dieser Tore der Dormition-Ikone bewegt sich ein Engel: Die eine Hälfte befindet sich noch in dem hellen Beige der Jerusalems-Architektur, die andere Hälfte bereits in dem Russisch-Grün des Hauptkreises, so dass man die chamäleonartige Figur kaum sehen kann.

Vera K. Luarina, Wassili A. Puschkarjow (Bearb.): Nowgoroder Ikonen des 12. bis 17. Jahrhunderts, Leningrad 1981.
Claus Bernet: Pretiosen des Ostens: Ikonen, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 36). 

 

tags: Museum, St. Petersburg, Karelien
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