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Viktor Mezger (1866-1936): Malerei der Collegiumskapelle im Kloster Mehrerau in Bregenz (1887)

Eine ähnliche Repräsentation des Himmlischen Jerusalem wie wenige Jahre zuvor in der Kathedrale Saint-André in Bordeaux findet man auch im Zisterzienserkloster Mehrerau in Bregenz im Vorarlberg. In der dortigen Collegiumskapelle, die heute vor allem zu Hochzeitsfeiern u.ä. genutzt wird, findet sich eine baldachinartige Dekorationsmalerei, ausgeführt von Viktor Mezger (1866-1936) im Jahre 1887. Viktor Mezger der Ältere war ein in Überlingen tätiger Künstler, Restaurator und Heimatforscher, der als bester Vertreter der süddeutschen Neugotik gilt.

Im Bregenzer Kloster ist das Thema die Symbole der Lauretanischen Litanei, welches im Rahmen der historistischen Bewegung eine neue Popularität erfuhr, vor allem in der Glasmalerei. Eines der Medaillons zeigt, laut lateinischer Beschriftung, die „Ianua Coeli“, diesmal mit drei offenen Toren in Manier mittelalterlicher Stadteingänge, die mit dem Gold des Hintergrunds vollständig gefüllt sind. Viele Einzelheiten sind zu erkennen, wie Zinnen, Schießscharten und Dachreitern. Dabei ist das mittlere Tor größer und durch einen Mauerbogen im oberen Abschluss hervorgehoben. Besonderer Bedeutung kommt auch der historistischen Rahmung bei, die alle Symbole besitzen: zunächst ist die Stadt in einem Tondo gefasst, um dass sich grüne Akanthusblätter ziehen, bis ein weiterer Rahmen das Medaillon abschließend einfasst.


Zahlreiche solcher Symbole finden sich auf der Wand hinter dem Altar, der von einer Malerei bekrönt ist, die eine Allegorie Mariens als Sedes Sapientiae zeigt. Betrachtet man die Symbole genauer, fällt auf, dass sie sich an der linken wie rechten Seite spiegelbildlich wiederholen. So findet sich auch die „Ianua Coeli“ zwei Mal, mit minimalsten Unterschieden: links sind die beiden Dachknäufe gefüllt, rechts schimmert das Gold des Hintergrunds hindurch. Unter dem Satteldach befinden sich links zwei Zierscheiben an den Seiten, rechts nur eine in der Mitte. Das linksseitige Symbol ist zudem etwas beschädigt, was durch die später eingebaute Halterung des Tabernakels herrührt.

Viktor Mezger – der Restaurator und Heimatmann am Bodensee, in: Badische Heimat, 46, 1/2, 1966, S. 107-109.
Yvonne Herzig: Neugotik in Überlingen: Eberlesche Kunstwerkstätte von Gebrüder Mezger Überlingen a. See, in: Michael Brunner, Marion Harder-Merkelbach (Hrsg.): 1100 Jahre Kunst und Architektur in Überlingen (850-1950), Petersberg 2005, S. 201-208. 

 

tags: Zisterzienser, Kloster, Kapelle, Bodensee, Vorarlberg, Fresko, Maria Immaculata, Porta Coeli, Neogotik, Historismus
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