Seit 1960 projektierte der slowakische Architekt Anton Korady (geb. 1931) zusammen mit André David-Cottet die römisch-katholische Saint-Jean-Kirche in Dole, im Département Jura in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Die Außenhülle des Gebäudes wurde mit filigranen Metallarbeiten von dem polnischen Bildhauer Maurice Calka (1921-1999) verziert, die verschiedene Motive der Apokalypse des Johannes zum Thema haben, was auch zum Namen des Gebäudes passt (Johannes der Evangelist wurde in diesem Fall noch mit Johannes auf Patmos gleichgesetzt). Nach Interpretation des Künstlers sollten das Licht wie die Schatten auf den Metallelementen den Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen versinnbildlichen.

Nach ihrer Fertigstellung im damaligen Beton-Halleluja galt die moderne Kirche einige Jahre als Meisterwerk zeitgenössischer Architektur und wurde sogleich unter Denkmalschutz gestellt; heute ist sie ein Problemfall der mangelhaften Akustik und des langsamen Verrostens. Auch in der Architekturgeschichte ist der Bau in Vergessenheit geraten. Der Ausschnitt „la Cité Sainte“ zeigt im unteren Bereich Elemente wie Segmente, die an Tore und Türen erinnern.

Darüber lassen sich Bauten assoziieren, alle im gleichen bläulichen Farbton des unbemalten Metalls. Dieses Metall wurde den tragenden Beton-Elementen vorgehängt und ergibt einen figürlichen Fries, der sich um die Seiten der Kirche zieht. Bei diesem Abschnitt der Außenhülle überwiegt die Tendenz zur Vertikalen, was gut zu Toren und Türmen passt, in Spannung zu den beiden stehenden Figuren rechts (Johannes auf Patmos, Engel mit dem Maßstab). Das Transparente, Filigrane und Durchsichtige war Calka wichtig und wurde von ihm als zentrale bauliche Eigenschaft der Gottesstadt verstanden, findet sich aber genauso gut an anderen Metallarbeiten des Baues, die weiteren Themen der Apokalypse oder auch ganz anderen biblischen Geschichten vorbehalten sind.

Jean Dole: Saint-Jean: Au coeur du Jura et de la cité doloise, Dole 1994.
Saint Jean l’Évangéliste, Dole, Dole 1996.
Claus Bernet: Liturgica und Kirchenschmuck, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 12).