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Altgläubigen-Ikone aus dem Staatlichen Museum Wologda (um 1675)

Die Altgläubigen, auch Altorthodoxe genannt, waren eine religiöse Bewegung innerhalb der russisch-orthodoxen Tradition, die sich ab etwa 1666/67 von der russischen orthodoxen Großkirche löste. Die Altgläubigen wandten sich gegen die Reformen des Patriarchen Nikon (1605-1681), der ab 1652 Texte und Riten der russisch-orthodoxen Gottesdienste änderte, um sie griechisch-byzantinischen, südslawischen und den im Bereich der heutigen Ukraine gebräuchlichen Texten und Riten anzugleichen. Der Protest dagegen verband sich mit Vorstellungen vom bevorstehenden Weltenende, der Herrschaft des Antichristen und des Erscheinens des Neuen Jerusalem. Das belegen frühe Werke wie die Moskauer Triptychon-Ikone, ein Arkadenjerusalem von ca. 1675 und ein Weltgericht aus gleicher Zeit. Zum Umkreis dieser Werke, vielleicht sogar vom gleichen Künstler, gehört eine Tafel aus der Mironositskaya-Kirche in Wologda. Sie entstand im Jahr 1675 und wird heute im Staatlichen Museum Wologda aufbewahrt.

Auf der Ikone in gelb-roten Farbtönen befindet sich das Himmlische Jerusalem oben links. Leider ist dieses Kunstwerk durch Wasserschäden schwer beeinträchtigt; der äußere Rand hat seine Bemalung vollständig verloren, wovon auch das Himmlische Jerusalem betroffen ist. Man kann die Grundstruktur aber noch beschreiben: Vor der Stadt stehen einige Heilige vor einer gelben (einst goldenen) Stadtmauer, die links und rechts seitlich schräg nach hinten abfällt. Noch vor diesem Rücksprung ist an die Frontseite eine große Torpforte gesetzt, deren schwarze Füllung anzeigt, dass der Zugang geöffnet ist. Im Hintergrund ziehen sich fünf oder sechs Häuser entlang, die alle in Farbe und Form des Giebels individuell ausgestaltet sind; ein Haus hat einen mittelalterlichen Treppengiebel, ein anderes seitliche Kamine. 

Claus Bernet: Ikonen des Weltgerichts, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 37).

 

tags: Altgläubige, Russland, Weltgericht, Museum
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