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Rybinsk-Ikone aus Russland (um 1820)

Zu sehen ist eine komplette russische Weltgerichtsikone, geschaffen um das Jahr 1820. Sie wird heute im Historischen Architektur- und Kunstmuseum zu Rybinsk aufbewahrt, in der Oblast Jaroslawl nördlich von Moskau. Sie ist dort ein Glanzstück der religiösen Sammlungen und wird kurz „Rybinsk-Ikone“ genant. Die Malerei befand sich einst in einer Kirche oder einem Kloster der russisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft. Entstanden ist sie vermutlich im nahe gelegenen Jaroslawl, das eine produktive Ikonenmalerschule besaß (dort entstand schon um 1660 eine dieser Ikone im Aufbau ähnliches Weltgericht).
Auf dieser überwiegend rotgolden gehaltenen Ikonenfassung des Themas „Weltgericht“ sieht man unten links auf der zweiten Ebene eine rosafarbene Paradiespforte. Die goldene Pforte wird gerade von Petrus vorneweg für eine Gruppe Geretteter geöffnet. Der Bau besitzt noch spätbarocke Stilmerkmale und ist, vor allem im Vergleich zu Jerusalem, reichlich ornamentiert; allein sein Sockel ist perspektivisch misslungen. Vor dieser Pforte gelangen Seelen mit Hilfe von Engeln auf der linken Seite der Ikonentafel nach oben in das Himmlische Jerusalem, eine traditionelle Bildkonzeption, die man auf vielen Weltgerichtsdarstellungen des 17. bis 19. Jahrhunderts finden kann (Typus Fahrstuhlikone). Das Himmlische Jerusalem oben links ist relativ unspektakulär gehalten. Es ist als Quadrat dargestellt, unterteilt in vier Arkaden, wieder in rosanen Farben. Diese vier Arkaden sind mit Heiligen angefüllt. Auf der rechten Seite oben ist über einem Engel nochmals ein einzelner breiter Pfeiler gesetzt, der andeutet, das das zukünftige Himmlische Jerusalem noch viel größer ist als hier angedeutet. Diese breiter Pfeiler ist ein Merkmal vieler Ikonen mit dem Arkadenjerusalem aus Russland, eine Entwicklung, die schon ca. 1750 einsetzte. Im Rahmen dieser Werke muss die Rybinski-Ikone gesehen werden.

И. Л. Хохлова: Иконы Рыбинского музея, Moskau 2005.
И. Л. Хохлова: Иконы Рыбинска, Rybinsk 2009.
Claus Bernet: Ikonen des Weltgerichts, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 37).

 

tags: Russland, Jaroslawl, Arkaden-Jerusalem, Himmelspforte, Petrus, Weltgericht
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