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Fresken aus der Kirche Peter und Paul in Oberwöllan (1494)

Die römisch-katholische Kirche Peter und Paul liegt in einer Höhe von etwa 1200 Metern in Oberwöllan am Südhang des Wöllaner Nocks und gehört zur Gemeinde Arriach in Kärnten. Im Chor der abgelegenen Kirche haben sich spätmittelalterliche Fresken eines unbekannten Meisters aus dem Jahr 1494 erhalten. An der Südwand, rechtsseitig vor dem Altar, ist das Jüngste Gericht dargestellt. Die Malerei war einst übertüncht, ist jetzt aber auf Veranlassung des Denkmalschutzes wieder freigelegt und konserviert worden. Die gleiche Behörde hat, gegen den Willen der ortsansässigen Gläubigen, den gotischen Altar in ein Museum entwendet und damit den kulturellen Kontext zerstört. Die Begründung lautete, in der Stadt sei das Kunstwerk vor Brand gesichert, obwohl es in der Oberwöllaner Kirche seit einem halben Jahrhundert kein einziges Mal gebrannt hat. Gerne hätte man der Gemeinde auch die Fresken genommen, was aber an den technischen Möglichkeiten scheiterte.
Jerusalem ähnelt hier anderen Darstellungen auf mittelalterlichen Fresken Österreichs, etwa denen von Meister von Schöder. Es ist lediglich als einfache Torszene markiert, mit einigen gemauerten Quadersteinen und einem Satteldach, an dem man noch einzelne Schindeln erahnen kann. Insgesamt ist der Bau schmal und wenig spektakulär; möglicherweise setzt er sich nach unten noch fort, wo das hölzerne Schmuckwerk des Chorgestühls die Wandmalerei teilweise verdeckt. Dieses ist fest an der Wand montiert und konnte auch bei meinem Besuch für eine vollständige Aufnahme nicht entfernt werden.


Der Eingang der Pforte, der quer zu Schiff steht und damit ein Seiteneingang wäre, ist schmal, ohne Schmuckwerk und steht anscheinend offen. Die gelbliche Färbung der Türfüllung deutet das Gold der Stadt an. Der Pforte gegenüber leitet Petrus eine Schar Geretteter nach innen, bei der vorne geistliche Würdenträger hervorstechen, wie übrigens auch bei der Höllendarstellung auf der anderen Seite. In seiner rechten Hand hält Petrus vermutlich einen Schlüssel, mit dem er gerade die Pforte in das Himmelreich geöffnet hat. Über der Szene schwebt übrigens eine übergroße Marienfigur, die Fürbitte für die Menschen hält, zusammen mit Johannes dem Täufer auf der gegenüber liegenden Seite.

 

Dehio-Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs, Kärnten, Wien 2001.
Claus Bernet: Denkmalschutz, Denkmalpflege und UNESCO-Weltkulturerbe, Norderstedt 2020 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 47).

 

tags: Fresko, Kärnten, Österreich, Weltgericht, Torszene, Spätmittelalter
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