Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) war zu Lebzeiten ein gefeierter Meisterkünstler; Reproduktionen seiner Werke schmückten viele bürgerliche Wohnstuben. Große Popularität hatte seine Prachtbibel „Das Buch der Bücher in Bildern“, welche erstmals 1860 aufgelegt wurde. Die Bilder zu dem Band wurden von Stechern der Firma Breitkopf und Härtel in Leipzig angefertigt, das Werk dann im Verlag von Georg Wigand, ebenfalls in Leipzig, herausgegeben. Die Kunstbibel oder Bilderbibel wurde von Katholiken wie Protestanten gleichermaßen gerne erworben und gelesen. Selbst im Ausland wurde diese Bibelausgabe zu einem Erfolg und trug zur Bibelfrömmigkeit in neupietistischen Kreisen bei. Neben Gustave Doré gilt Schnorr von Carolsfeld daher als der wichtigste Bibelillustrator des 19. Jahrhunderts. Die Illustration zieht die Blicke auf die sich gegenüber stehenden Figuren Christus und Maria, so dass leicht verloren geht, dass auf diesem Bild auch das Himmlische Jerusalem prominent in Szene gesetzt wurde. Die Mauern und Tore der Stadt ziehen sich am unteren Rand des Bildes entlang, die eigentliche Stadt mit vielen Bauten zieht sich bis weit in die Bildtiefe hinein, wird aber größtenteils von einem Engel mit einem Schriftband überdeckt.
Christian Friedrich Wilhelm Pietzsch: Die Bedeutung der ‚Bibel in Bildern’ von Dr. Schnorr v. Carolsfeld beim Unterrichte in der biblischen Geschichte in Schule und Haus, Dresden 1861.
Otto Eberhardt: Ältere Bibelillustrationen als Quellen für die Bilderbibel des Julius Schnorr von Carolsfeld, in: Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 51, 1998, S. 2-14.
Christine Riegelmann, Jane Redlin: Die ‚Bibel in Bildern’ von Julius Schnorr von Carolsfeld und ihre populäre Rezeption in Europa, in: Faszination Bild, 1, Berlin 1999, S. 125-144.
Sigrid Nagy: Julius Schnorr von Carolsfeld ‚Bibel in Bildern’ und ihre Popularisierung, Würzburg 1999.