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Andreas Untersberger (1874-1944): Burg Gottes (1916) und Vignette (1918)

Mitten im Ersten Weltkrieg 1916 (39. Band, 7. Heft, S. 297) brachte die katholische Zeitschrift „Stadt Gottes“ den Artikel „Der Kampf um die Heimat“, der die Moral in Zeiten der politischen Auseinandersetzungen und der wirtschaftlichen Anstrengung an der Heimatfront stärken sollte. Illustriert wurde der Text mit einer einfarbigen Beizeichnung, die eine mittelalterliche Burg auf einem Felssporn zeigt, vollständig umwachsen vom Lebensbaum. Oben dominiert ein Bergfried die Anlage, von seinem Dach bzw. vom lateinischen Kreuz geht ein Strahlenkranz aus. Unten strömt das Wasser des Lebens auf ein liegendes Schwert: ist damit das Ende aller Kriege besiegelt, oder wird ein Schwert für neue Kämpfe gesegnet? Der Künstler ist nicht genannt, lediglich die Initialen „A. U.“ sind der Zeichnung beigegeben, was mit Andreas Untersberger (1874-1944) zu entschlüsseln ist, einem Illustrator und Maler aus Österreich.

 

1918 entwarf Untersberger in seinem Münchner Atelier eine einfarbige Vignette, erneut im Auftrag für die Zeitschrift „Stadt Gottes“. Die neue Vignette wurde dann erstmals zum Oktober im ersten Heft des neuen 43. Jahrgangs 1919 auf Seite 3 veröffentlicht. Es ist eine etwas süßlich geratene Illustration mit zwei Putti, von der einer Blumen zu einem Strauß bindet, der andere in ein (frommes) Buch vertieft ist. Zwischen den beiden ist die Gottesstadt gesetzt, mit einem offenen Tor, zu dem ein gerader Pfad führt. Es ist kaum zu ahnen, dass diese Zeichnung in einer Zeit geschaffen wurde, die von Hunger, Tod und Krankheit geprägt war.

Constanze Lindner Haigis: Der Maler und Illustrator Andreas Untersberger (1874-1944), in Christa Pieske, Konrad Vanja, Sigrid Nagy (Hrsg.): Arbeitskreis Bild Druck Papier, Tagungsband Bassano 2001, Münster 2003, S. 45-60. 

 

tags: Illustration, Zeitschrift, Burg, Festung, Jugendstil, Vignette
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