Camillo Procaccini (1561-1629): Himmelspforte aus Madonna di Campagna in Verbania (um 1596)

Die römisch-katholische Kirche Madonna di Campagna in Verbania (Piemont) ist bekannt für ihre umfangreichen und vor allem hochwertigen Freskenmalereien aus der Renaissance. Da die Kirche der Jungfrau Maria geweiht ist, lag es nahe, hier auch die Symbole der Lauretanischen Litanei zur Darstellung zu bringen, die im späten 16. Jahrhundert, als die Innenmalereien ausgeführt wurden, besonders beliebt waren. So findet man hier den Brunnen, die Palme und, in der Nähe des Gnadenaltars, eine steile Himmelstreppe mit fünfzehn Stufen, die zu einer rundbogigen Pforte führen. Genaugenommen sind es hier zwei Symbole, die in einem Bild zusammen gebracht wurden. Diese im gleißenden Licht stehende Pforte ist offen und führt in die Stadt Gottes. Die dahinter befindliche Stadt ist nicht dargestellt. Die Erscheinung ist an allen vier Seiten von grauen Wolken umgeben, die sich vor allem im unteren Bereich voluminös zusammenbrauen und auch einen Schatten auf die Stufen werfen.
Alle Mariensymbole der Kirche sind in einen vergoldeten Stuckrahmen gesetzt und mit einem Putto bekrönt. Der Maler oder die Malerschule dieser qualitativen Malereien war lange nicht bekannt. Es muss jemand gewesen sein, der Erfahrung in der Sakralkunst hatte und vielleicht auch in der Ölmalerei geschult war, wo zu dieser Zeit die Symbole der Lauretanischen Litanei ein großes Thema waren. Heute geht man davon aus, dass die Symbole unter Beteiligung von Camillo Procaccini (1561-1629) zwischen 1594 und 1596 entstanden sind. Procaccini kam aus einer weit verzweigten Künstlerfamilie, zu seiner Zeit war er so geschätzt, dass man ihn als „lombardischen Vasari“ bezeichnete.

Andrea Cavalli Dell’Ara: La chiesa della Madonna di Campagna a Verbania, o.O., um 1970.
Daniele Cassinelli, Paolo Vanoli (Hrsg.): Camillo Procaccini (1561-1629). Le sperimentazioni giovanili tra Emilia, Lombardia e Canton Ticino, Mailand 2007.
Claus Bernet: Die Frühe Neuzeit. Eine Hoch-Zeit der Jerusalemskultur, Norderstedt 2016 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 5,2).

 

Beitragsbild: Wolfgang Sauber, Madonna di Campagna – Gnadenaltar 4 Treppe, CC BY-SA 3.0 

tags: Piemont, Fresken, Porta Coeli, Treppe, Lauretanische Litanei, Renaissance, Cinquecento
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