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Francisco Antonio de Anaya: Chorgestühl in Guadalupe, Mexiko (1756)

Auch in Holz ist das Motiv der Himmelspforte einmals geschnitzt worden: Der Bildhauer Francisco Antonio de Anaya schuf 1756 diese „Ianua Coeli“, was so in goldenen Buchstaben in das untere Spruchband eingefasst wurde. Es ist Teil einer umfangreichen Schnitzerei für das Chorgestühl des Königlichen Kollegiums in dem römisch-katholische Kloster Nuestra Señora in Guadalupe (Mexiko-Stadt). Es ist vermutlich die älteste Darstellung des Neuen Jerusalem in einem Chorgestühl in ganz Latein- und Südamerika.
Heute wird die Pretiose im angegliederten Museo de la Basílica de Nuestra Señora de Guadalupe (Mexiko-Stadt) aufbewahrt. Das dunkle Kirchholz lässt trotz der Profilierung die Szene nicht wirklich gut erkennen. Der kompositorische Aufbau lehnt sich an zeitgenössische Kupferstiche aus Europa an, die die Vorlage zu dieser Schnitzarbeit lieferten. Das sind vor allem die Fassungen nach Christoph Thomas Scheffler (1699-1756), die hier mit eingeflossen sind. Links wie rechts der Pforte ist je ein Wächterengel positioniert. Der eine hebt das Schwert nach oben, der andere senkt es nach unten: Es handelt sich um eine Versinnbildlichung des Jüngsten Gerichts, die Erlösten dürfen eintreten, den Verdammten wird nach unten der Weg in die Hölle gewiesen. Die Pforte zwischen den Wächtern ist noch geschlossen, eine riesige Gloriole, Sonne oder Blume ziert die Tür. Über der Pforte schwebt auf einem Wolkenband Maria mit dem Jesukind, welches hier den Schlüssel in der Hand hält, der üblicherweise zu Petrus gehört. Davon abgesetzt auf einer eigenen Wolke erscheint Gottvater mit der Weltkugel. Ihm sind nicht etwa Engel gegenüber gesetzt, sondern aus den Wolken erscheinen einige Gerettete, die ihren Schöpfer hier als Adoranten preisen.

Ramos de Castro: El maestro escultor Francisco Antonio de Anaya: México, activo de 1740-1758, Valladolid 2001.
Henry M. S. Phake-Potter: Nuestra Señora de Guadalupe: la pintura, la leyenda y la realidad; una investigación arte-histórica e iconológica, Madrid 2003.
Claus Bernet: Torszenen, Himmelspforten, Porta Coeli, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 11).

 

tags: Porta Coeli, Wächter, Holz, Mexiko, Neuspanien, Adorant, Barock
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