Das „Biblische Engel- u. Kunst Werck“ belegt, dass es schon immer ein besonderes Interesse an Engeln gab, auch im 17. Jahrhundert. Drei Auflagen dieses speziellen Vorlagenbuchs konnten erscheinen, 1694, 1705 und 1705. Die hochwertige Bildsammlung entstand in Augsburg und wurde auch dort verlegt. Sie gilt, neben der umfangreicheren „Historischen Bilderbibel“, als buchillustratorisches Hauptwerk des Johann Ulrich Krauß (1655-1719), der den Band, ebenfalls eine Bilderbibel, in seinem eigenen Verlag herausbrachte.
Das „Biblische Engelswerk“ vereint auf 31 Kupferstichen Szenen aus dem Alten und Neues Testament, die vornehmlich mit Engeln zu tun haben. Die Abbildung Nummer sieben zeigt eine überbordende Vignette. Mehrere Engel rahmen einen Spiegel, in dem das eigentliche Geschehen der Stadterscheinung festgehalten ist (siehe Detail).
Kraus ist einer der Künstler, der in der Lage war, ganz verschiedene Ansichten des Himmlischen Jerusalem zu liefern. Die Version, die im „Biblischen Engelswerk“ aufgenommen wurde, ist schon zuvor häufig in dieser Form wiedergegeben worden: vor einem Engel, der mahnend nach oben zeigt, kniend – fast immer rechts – Johannes. Über beiden schwebt die Gottesstadt, die detailgetreu nach der biblischen Vorlage die zwölf Tore, die Wächterengel, das Lamm Gottes, den Lebensfluss und die quadratische Umfassung zeigt. Für das „Biblische Engelswerk“ war von Bedeutung, dass Engel hier zweifach vorkommen: Einmal als Sendboten auf der Erde, und dann als Repräsentanten göttlicher Macht in der himmlischen Sphäre. Beide Bereiche sind durch ein Wolkenband voneinander getrennt.
Johann Ulrich Kraus: Biblisches Engel- u. Kunst-Werck, alles dasjenige, Was in Heiliger Göttlicher Schrifft Altes und Neuen Testaments Von den Heiligen Engeln Gottes Dero Erscheinungen Verrichtungen Bottschaffte u. Gesandtschaffte, Auf mancherley Art und Weise auß Göttlicher Verordnung zu finden ist, Augsburg 1694.
Otto Reichl: Die Illustrationen in vier geistlichen Büchern des Augsburger Kupferstechers Johann Ulrich Krauss, Straßburg (1933).
