
In Cazeaux de Larboust entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch einmal ein spätmittelalterliches Himmlisches Jerusalem, das stilistisch jedoch wesentlich älter aussieht. Schon um 1660 verschwand es unter einer dicken Tünche, bis es 1873 wiederentdeckt und freigelegt wurde. Es wird hier nach seiner Restaurierung gezeigt.
Das großflächige Wandbild befindet sich auf dem zweiten Joch der südlichen Gewölbewand. In dem Bild sind, wie auch an anderer Stelle der Malerei in der katholischen Kirche Sainte-Anne, verschiedene Szenen übereinander gesetzt worden, was der Malerei eine stark horizontale Ausrichtung verleiht.
Ganz oben stehen, in langen weißen Gewändern und rot-gelben Mänteln, zwölf männliche Personen: vermutlich die Apostel. Ihnen zu Füßen zieht sich die Mauerkrone Jerusalems entlang. In der mittleren Zone ist die Prozession des Gotteslamms dargestellt. Zwölf Frauen bewegen sich nach links. Sie halten jeweils die Palme des Sieges und ein Buch in ihren Händen, dem nur das Lamm die Siegel brechen kann. Auch bei diesen Figuren sind die Gewänder detailliert wiedergegeben und bergen vielfältige Informationen über spätmittelalterliche Kleidungssitten. Der Hintergrund ist dunkelblau und mit weißen Blumen geschmückt. Auch auf dieser Ebene zieht sich eine Mauerkrone durch das Bild und grenzt die Szene nach unten ab. Hier findet man eine Gruppe von Männern, die Textauszüge der Todeslitanei vor sich her tragen. Ihnen fehlt der Heiligenschein, doch haben sie die gleiche Blick- und Bewegungsrichtung wie die beiden oberen Gruppen. Es soll sich um Sünder handeln, die noch das Purgatorium durchleiden, aber später im Neuen Jerusalem Einlass gewährt bekommen.
Henri Pac: L’église de Cazeaux, o. O., o. J.