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MS Cim. 5: Prager Apokalypse (um 1425)

Die „Prager Apokalypse“ genannte Handschrift wird heute in der Bibliothek des Metropolitan-Kapitels zu Prag als MS Cim. 5 aufbewahrt. Es ist eine der kostbarsten Handschriften der Sammlung, entstanden um 1425, als die Hussiten in Böhmen eine erste Reformation vornahmen. Dennoch ist die Handschrift ganz in traditioneller westlicher Manier gestaltet und man nimmt an, dass sie in Avignon hergestellt worden ist. Der stark beschädigte Codex wurde entweder 1430 von Karl IV. von Avignon nach Prag gebracht, oder der Prager Kapiteldekan Wenceslaus Krumlow, ein Prager Erzbischof, hat sie um 1458 bei einem Romaufenthalt von Papst Pius II. erhalten.
Merkmal dieses Himmlischen Jerusalem auf der Seite 263 ist die aufstrebende Gestaltung der Architektur, die fast eine Kubatur entstehen lässt. Die Mitte wird von einem sehr hohen, offenen Tor eingenommen, das mit gotischem Maßwerk ausgestattet ist. Die Stadt ist mit fünf Türmen bekrönt, von denen der in der Mitte ein lateinisches Kreuz hat. Weitere Türme sind im Stadtinneren zu entdecken. Außerhalb der Stadt ist rechts oben Christus dargestellt. Sein Thron steht nicht etwa auf einem Spruchband, sondern auf einem Dekorband. In seiner Hand hält er ein Band, auf dem geschrieben steht: „Ecce nova facio o(mn)ia“ Ihm gegenüber steht ein Engel mit einem weiteren Band: „Ecce tabernaculu(m) dei cum hom(ini)b(us)“. Die eigentlichen Erklärungen zum Geschehen sind aber ohne Rahmung über die Stadt auf das Bild geschrieben: „Caelu(m) novu(m)“, „et t(er)ra nova“, darunter: „Vidi civitate(m) s(anc)tam nova(m) et c(etera)“ – Zitate aus dem 21. Kapitel der Apokalypse. Sie nehmen auf die eigenartigen Kreissymbole links Bezug: Der obige Kreis stellt die Sphären des neuen Himmels dar, der Kreis darunter steht für die neue Erde (Johannesoffenbarung Kap. 21, Vers 1). Solches findet man bereits auf MS Mscr. Dresd. A 117, wo übrigens auch die Stadt in ähnlicher Perspektive gezeigt wird, nämlich mit einer der Ecken zum Betrachter hin gedreht, wobei diese Ecke noch zusätzlich durch einen Torturm betont ist.

Maria Luisa Gatti Perer (Hrsg.): La Gerusalemme celeste, Milano 1983, S. 176-178.
Prag, Domkapitel-Bibl., Ms Cim 5, in: Gertrud Schiller: Die Apokalypse des Johannes, Gütersloh 1991, S. 218.
Pavol Černý: Du bon du coeur, Olomouc 2006. 

 

tags: Apokalypse, Prag, Böhmen, Avignon, Frankreich, Gotik, Mittelalter
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