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Mscr. Dresd. A 117: Apokalypsekommentar (um 1320)

Das Himmlische Jerusalem ist eine kleine Illustration am oberen Rand von fol. 94v. Links sind Sonne und Mond dargestellt, die eigentlich nicht mehr existieren, da die Stadt von Gott beleuchtet wird. Daher steht über den Gestirnen „celum novum“, bzw. „terra nova“. Gott oder Christus sitzt auf einem romanischen Thron auf der gegenüberliegenden Seite, davor Johannes. Im oberen Bereich wurde die Handschrift beschnitten, so dass eines der beiden Spruchbänder und die Figur, die es hält, beschädigt wurden.
In der Mitte erscheint die Gottesstadt mit einem annähernd symmetrischen Aufbau. Auf der vorderen Seite sind drei geschlossene Tore zu sehen, dazwischen eine Quadermauer. Die äußeren Türme sind farblich rot hervorgehoben, der mittige Turm durch seine Höhe betont. Zwei weitere Rundtürme mit einer Zinnenbekrönung erheben sich im Hintergrund über die Stadt. In dieser sind zu beiden Seiten des mittigen Turms Häuser und Kuppelbauten zu erkennen.
Das Werk beinhaltet einen Apokalypsekommentar mit Text in gotischen Minuskeln des Alexander Minorita (gest. wahrscheinlich 1271). Dieser Franziskaner war ein Exeget, der Kommentare zu vielen biblischen Büchern verfasst hat. Am bekanntesten ist sein Apokalypsekommentar, der zwischen 1235 und 1249 niedergeschrieben wurde. Darin wird eine Geschichtsprophetie entworfen und die Apokalypse als Vorhersage der wesentlichen Stufen der Kirchengeschichte seit ihrer Grundlegung durch Christus bis auf die Zeit Kaiser Friedrichs II. entworfen. Heute sind von diesem Werk noch acht Handschriften vorhanden, wovon das Dresdner Exemplar (Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek, Mscr. Dresd. A 117) aus dem frühen 14. Jahrhundert wegen seiner Miniaturen sowie Federzeichnungen mit einem ausgesprochen dramatischen Zug als besonders wertvoll gilt. Es gehört als späte Arbeit noch zur thüringisch-sächsischen Malerschule.

50. Dresden, kgl. öffentl. Bibliothek. Mscr. A. 117, in: Robert Bruck: Die Malereien in den Handschriften des Königreichs Sachsen, Dresden 1906, S. 108-129 (Aus den Schriften der Sächsischen Kommission für Geschichte, 11).
Max Huggler: Der Bilderkreis in den Handschriften der Alexander-Apokalypse, in: Antonianum, 9, 1934, S. 85-150.
Sabine Schmolinsky: Der Apokalypsenkommentar des Alexander Minorita. Zur frühen Rezeption Joachims von Fiore in Deutschland, Hannover 1991.

 

tags: SLUB Dresden, Sonne, Mond, Franziskaner, Sachsen, Gotik, Mittelalter
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