Diese spätgotische Malerei war Teil des Hochaltarretabels der Klosterkirche der Dominikaner St. Johannis in Rostock. Positioniert war sie einst am rechten Außenflügel des Altars. Lange befand sie sich im Stadtmuseum Berlin (ehemals Märkisches Museum). Sie kam in den 1970er Jahren als Leihgabe der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität ins Museum, wurde aber inzwischen an das Kulturhistorische Museum in Rostock gegeben, wo sie nun mit den anderen Bestandteilen des Hochaltarretabels wieder vereint ist.
Die hier gezeigte Innenseite des rechten Außenflügels ist eine von insgesamt acht Einzeldarstellungen. Geschaffen wurden sie in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts von einem namentlich nicht bekannten Meister aus Norddeutschland, der den Notnamen „Meister des Rostocker Dreikönigsaltars“ erhielt, bei dem ansonsten nur noch eine Mitarbeit am ehemaligen Hochaltar der Kirche St. Peter und Paul in Teterow vermutet wird. Bekannt hingegen ist, dass das Kunstwerk von der „Bruderschaft der Heiligen Drei Könige“ gestiftet wurde, was auch thematisch aufgenommen wurde.
Das Himmlische Jerusalem befindet sich oben links. Es schwebt auf einem Wolkenkranz und hat eine kreisförmige Gestalt. Die Stadt ist von einer hohen Mauer umgeben. Im Inneren finden sich Wohnbauten und islamisch geprägte Baukörper, wie ein Minarett und ein Kuppelbau, womit sich das Neue Jerusalem dem historischen Jerusalem um 1400 annähert. Die Figur unten links ist ein Engel, der Johannes auf Patmos den Text der Apokalypse diktiert. Die Person rechts lässt sich nicht eindeutig identifizieren, vermutlich handelt es sich um Christus Pantokrator, der im Spätmittelalter mitunter als Weltenherrscher mit dem Reichsapfel dargestellt wurde.
Friedrich Adolf Martens: Der Dreikönigsaltar der ehemaligen Johanniskirche zu Rostock, in: Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock, 18, 1933, S. 79-102.