Heinz Hindorf (1909-1990): Glasfenster aus dem Wormser Dom (1967 und 1970)

Eine erste Fensterarbeit von Heinz Hindorf (1909-1990) findet sich in der Nikolauskapelle des Wormser Doms. Diese Kapelle links vom Eingang stammt aus dem Mittelalter und wird heute als Taufkapelle genutzt, was inhaltlich zum Jerusalem-Motiv passt. Der Raum löst sich auf, er besteht fast nur aus großen, zehn Meter hohen vierbahnigen Fenstern.

Die oberste Maßwerkrosette des dritten Fensters zeigt in einem annähernd runden Neuen Jerusalem zahlreiche Bauten, die durch eine feine Binnenstruktur weiter gestaltet sind. Man findet Ornamente, in einem blauen Tor sogar zwei menschliche Wesen und auch wieder die weißen Treppen, die der Künstler schon bei einem Rundfenster in St. Stephan in Gonsenheim einfügte. Charakteristikum dieses Fensters im Dom ist die starke Farbigkeit der überwiegend roten Bauten und Mauern. Hindorf arbeitete an diesem Fenster von 1967 bis 1970, es ist also etwas jünger als das Neue Jerusalem aus Mainz.

 

 

Im Wormser Dom befindet sich auch die mittelalterliche Georgskapelle, auf der gleich Seite wie die Nikolauskapelle, diesmal rechts vom Eingang. Von 1987 bis 1989 wurde sie mit mehreren Bleiglasfenstern ausgestattet, auf denen von Heinz Hindorf verschiedene gute und schlechte Taten aus dem Alten Testament gezeigt werden. Die Szenen sind recht unübersichtlich und verursacht bei Besuchern immer wieder Fragen, so dass die Domverwaltung um 2020 an allen Fenstern erklärende Täfelchen angebracht hat. Darauf geht hervor, wo genau im Maßwerk sich das zweite Jerusalem befindet.

Dass ein Künstler das gleiche Motiv zwei Mal in der gleichen Kirche darstellte ist höchst ungewöhnlich und belegt die engen persönlichen Verbindungen Hindorfs, der in den 1960er Jahren zahlreiche Aufträge vom Mainzer Bistum erteilt bekam, während andere Talente weniger beachtet oder berücksichtigt wurden.
Die neue Arbeit von Hindorf präsentiert die Stadt noch deutlicher als 1967 als das Neue Jerusalem. Der Künstler zeigt auf dem ebenfalls vierbahnigen Fenster oben rechts den Ort, wohin diejenigen kommen, die während ihres Lebens gute Taten ausführten, wie Hungernde speisen, Gefangene besuchen oder Kranke pflegen. Erneut finden sich zahlreiche Bauten in einem roten Tondo. Diesmal ist die Kreisform der Stadt jedoch von Mauer und Türmen umzogen. Mit den zwölf Toren und der quadratischen Mauer ist die Stadt eng wie im Bibeltext beschrieben gehalten. Mit Zinnen und kleinen Fenstern sind es mittelalterliche Anklänge, in denen die Stadtmauern gezeigt werden. Hergestellt und eingebaut wurden die Fenster im Jahr 1989 von der Werkstatt für Glasmalerei Dr. Heinrich Oidtmann aus Linnich.

Siegfried  Walter Hotz: Der Dom zu Worms, Darmstadt 1981.
Siegfried Englert: Der Dom zu Worms. Katholisches Propsteipfarramt Dom St. Peter Worms, Worms 1990 (3).
Ingrid Westerhoff: Heinz Hindorf – das glasmalerische Werk, Michelstadt 1999.

 

tags: Heinz Hindorf, Rheinland-Pfalz, Dom, Rundfenster, Firma Oidtmann
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