Die Fresken in der Filialkirche St. Ruprecht in Bruck an der Mur (Steiermark) wurden im Jahr 1416 fertiggestellt. Sie befinden sich an der inneren westlichen Triumphbogenwand des Chors. Ausgeführt wurden sie entweder von der nahegelegenen Judenburger Malerwerkstätte oder, als Notname, von dem örtlichen Brucker Meister bzw. seiner Schule. Erst 1937 wurden die Malereien vom dem Brucker Realschullehrer Edmund Stierschneider wiederentdeckt und anschließend freigelegt.
Das Neue Jerusalem ist auf der linken Seite zu finden und besteht aus zwei Architekturen: Links befindet sich ein filigranes gotisches Tempelbauwerk, in dessen Innerem sich Gerettete und Engel befinden. Man kann sogar die Decke des Gewölbes mit Strebepfeilern und Kappen einsehen. Die Szenerie erinnert in ihrer Offenheit an den Paradiesgarten. Durch Zinnenmauern davon abgetrennt befindet sich rechts davon eine grobschlächtige Himmelspforte in goldgelbem Farbton, ohne gotische Verzierungen oder architektonische Besonderheiten. Diese Komposition, also eine einfache Himmelspforte durch Mauer abgetrennt vom vielgestaltigen Paradies-Jerusalem, ist ansonsten von der Ikonen-Malerei bekannt. Eine weitere Besonderheit ist, dass den Engel kleine lateinische Kreuze aufgesetzt sind. Auch ist es ungewöhnlich, dass die Geretteten, die Petrus an der Himmelspforte gegenüber stehen, große Kerzen mit sich führen, die sie an der Pforte angeben. Die Vorstellung war, dass man im Neuen Jerusalem die irdischen Lichtquellen nicht länger benötigt.
Helmut Hundsbichler: Himmelreich und Höllenstrafen, Kunst und Didaktik im Brucker Weltgerichtsfresko, in: Festschrift Helmut J. Mezler-Andelberg zum 65. Geburtstag, Graz 1988, S. 223-235.
Heimo Kaindl, Alois Ruhri: Die Kirchen von Bruck an der Mur, Graz 2002.
Bruck an der Mur, Filialkirche Hl. Ruprecht, in: Elga Lance: Textband, Wien 2002, S. 59-64.
Beitragsbild: Marion Schneider & Christoph Aistleitner, St Ruprecht Bruck an der Mur 2, CC BY-SA 2.5