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Angela Gsaenger (1929-2011): Apsismosaik im Hans-Lauerer-Haus in Neuendettelsau (1970)

Ein Lebensbaum und das Himmlische Jerusalem wurden von der Mosaizistin Angela Gsaenger (1929-2011) aus München entworfen, die sich mit diesem Thema bereits Ende der 1950er Jahre intensiv beschäftigt hatte, ich erinnere an die Kirche St. Matthäus in München (1958) oder an die Christuskirche in Sulzbach-Rosenberg (1958). In Neuendettelsau hat die Künstlerin in ihrem Schaffen letztmalig das Jerusalem-Motiv bearbeitet, jetzt aber in einer gänzlich anderen Komposition und Kontext als zuvor.
Im mittelfränkischen Neuendettelsau wurde ihr Entwurf von Gustav van Treeck jun. aus München ausgeführt. Es handelt sich um ein halbrundes Apsismosaik in der Kapelle des Hans-Lauerer-Hauses in Neuendettelsau. Das Haus am Waldrand diente viele Jahre als Altenheim. Im 21. Jahrhundert wurde es als Flüchtlingsheim genutzt und verkam innerhalb weniger Monate. Zuletzt wurde der Raum als Speiseraum für mehrere hundert Menschen umgebaut, bis er schließlich als Lager- und Abstellraum verwendet wurde. Die lange Jahre unversehrten und unbeschädigten Mosaike befinden sich heute in einem katastrophalen Zustand. Laut Auskunft eines Beschäftigten vor Ort würde man den kompletten Bau gerne abreisen, doch selbst dazu fehlt es an Geld (2024).


Wie sah das Mosaik ursprünglich aus? Die Äste des Lebensbaums weisen als graue Balken über die eigentliche Stadt hinaus und wurden bis an den Rand des Mosaiks geführt. Die markanten Linien symbolisieren gleichermaßen die Äste des Lebensbaums wie den Lebensfluss. Durch die unregelmäßige Linienführung entstand ein unruhiges, fast beunruhigendes Gesamtbild. Das Zentrum befand sich über dem einstigen Altar in der Mitte des Mosaiks, es wurde figürlich nicht hervorgehoben. Die eigentliche Himmelsstadt hingegen hob sich durch weiße Bauten vom hell- und dunkelblauen Rand der Apsiswand ab. Viele dieser weißen Häuser hatten angedeutete Fenster und Türen in Blau, Braun oder Orange, den Modefarben jener Zeit.

 Johannes Meister: Die Stadt Gottes – Ziel der Vollendung, in: Korrespondenzblatt der Diakonissen von Neuendettelsau, 7/8, 1970, S. 109-111.
Elgin Vaassen: Werkstätten Gustav von Treeck, München, in: Das Münster, 24, 1971, S. 109-120.
Elgin Vaassen: Bayerische Hofglasmalerei Gustav van Treeck, in: Das Münster, 36, 1983, S. 1-24.
Matthias Honold: Neuendettelsauer Chronik. 150 Jahre Leben gestalten. Die Geschichte der Diakonie Neuendettelsau, Neuendettelsau 2004.

 

tags: Angela Gsaenger, Apsis, Mittelfranken, Lebensbaum, Altenheim
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