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Erhardt Klonk (1898-1984): Buntglasfenster der Johanneskirche in Gießen (1965)

Im Jahr 1961 traf sich unter Leitung des Pfarrers Dr. Trommershausen ein Beratungskreis zum Umbau der evangelischen Johanneskirche in Gießen/Hessen. Da es zwischen dem Künstler Erhardt Klonk d. Ä. (1898-1984) aus Marburg und dem Beauftragten für die Fenster, dem Architekten Fritz Soeder, zu Unstimmigkeiten kam, wurde letzterem 1962 der Auftrag entzogen. Klonk konnte dann bis 1965 ungestört seine Arbeiten fortsetzen und erfolgreich abschließen. Eigentlich war es eine Beseitigung von Kriegsschäden aus dem Jahr 1944, denn die Kirche hatte bislang immer noch eine inzwischen undicht gewordene Notverglasung gehabt.

Das zweite rechte Rundfenster der Nordseite zeigt die Tore der Stadt als sich verjüngende Türme, die oben jeweils eine schwarze Kerbe aufweisen. In diese Kerbe hat Klonk schmale Engel mit gefalteten Händen gesetzt, die sich nach oben verbreiten und sich aus den Fenstern herauszuschrauben scheinen. Mit ihren Flügeln berühren sie teilweise die Nachbartore, und der obere mittlere Engel nimmt mit seinen beiden roten Flügeln die Rundung des Fensters wieder auf. Anhand der Haare kann man sehen, dass männliche wie weibliche Figuren dargestellt sein sollen. Diese Engelsgestalten hatte Klonk kurz zuvor für ein Glasfenster in Osthofen entwickelt. Insgesamt handelt es sich um zwölf Tore bzw. zwölf Engel, die das Lamm Gottes in der Mitte umringen. Unter dem Oculifenster hat der Künstler in vier weitern Bogenfenstern Motive gesetzt, die zum Bild des Neuen Jerusalem gehören. Es sind außen der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis, dazwischen links der Engel mit dem Maßstab und rechts Johannes. Während auf anderen Darstellungen fast immer der Engel auf die Stadt deutet (Kathedrale von Derry, ev. Kirche von Monsheim) ist es hier einmal Johannes, der auf sie aufmerksam macht.
Die Fensterkomposition ist überwiegend in Blau, Gelb und Rot gehalten; sie passt sich hervorragend in den ansonsten weißen, mit historistischen Bauformen ausgestatteten Innenraum von 1893.

Karl Naumann: 100 Jahre Johanneskirche zu Gießen, Gießen 1993.
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 6).
Ev. Lukasgemeinde und Ev. Johannesgemeinde (Hrsg.): Die Johanneskirche Gießen, Gießen 2017.

 

tags: Erhardt Klonk, Hessen, Engel
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