Reinhardt Zimmermann (geb. 1951): Fenster (2002) und Fassadenmalerei (2007) von St. Jakobus in Ornbau

Die römisch-katholischen Pfarrkirche St. Jakobus im mittelfränkischen Ort Ornbau am Fränkischen Seenland (Mittelfranken) wurde in Holz, Beton und Glas 1966/67 erbaut; es war damals eine Erweiterung und radikaler Umbau eines historischen Kirchenbaus. Viele Jahre existierte der Neubau ohne nennenswerte künstlerische Werke. Zur Jahrtausendwende entschloss sich die Gemeinde, mit Hilfe des Bistums Eichstätt, etwas Humanität und Wärme in den kalten Betonbau der 1960er Jahre einziehen zu lassen. Dazu konnte man Reinhard Zimmermann (geb. 1951) gewinnen, einen Glaskünstler und Maler aus Schwabach, der in Mörsach sein Atelier führt. Zimmermann gestaltete in Ornbau die Fassade, die Altarwand und auch die Kirchenfenster. Grundlage der Wand ist ein Zyklus der „Ich-bin-Worte“ von Jesus Christus, von denen man drei im Markusevangelium, je acht im Matthäus- und Lukasevangelium und 24 im Johannesevangelium findet.
Ermöglicht wurden die zehn ausdrucksstarken Glasgemälde, die dem Kirchenschiff eine meditative Atmosphäre verleihen, durch großzügige Spenden einzelner Gemeindemitglieder. Es sind zeichnerische Glaswerke höchster Qualität. Sie wurden in der Glasmanufaktur Derix (Taunus) in einer speziellen Technik angefertigt, bei der die Malerei durch Salze und Säuren in das Glas gebrannt wurde.
Das Fenster mit dem Neuen Jerusalem bezieht sich auf den Vers aus dem Johannesevangelium Kap. 7, Vers 37: „Ich bin das lebendige Wasser“. Es befindet sich auf der rechten Seite. Es zeigt eine goldene Stadt, deren Bauten pyramidal gestaffelt sind. Die Architekturen sind zeichnerisch angedeutet, aber Einzelheiten von Toren, Bauten oder Türmen kann man nicht ausmachen. Über und hinter der Stadt erhebt sich eine rote, herzförmige Gloriole, der die Betrachter an einen Sonnenauf- oder -untergang erinnert. Das Blau im Vordergrund könnten die Stufen breiter Treppen zur Stadt hin sein, oder aber auch Kaskaden des Lebensflusses, der die alte Schöpfung, den blauen Planeten, neu befruchtet (wie kurz zuvor bei Deborah A. Reeder).

 

Das Kunstwerk kam in der Gemeinde überaus gut an. Das belegt eine zweite Arbeit des Künstlers nach nur wenigen Jahren. Er wurde beauftragt, einen Dreiecksgiebel der Außenfassade mit einer Wandmalerei auszustatten. Dazu wurde das Himmlische Jerusalem gewählt, welches aufgrund seiner pyramidalen Form gut in den Giebel passte. Zimmermann entwarf eine ähnliche Darstellung wie im Jahr 2002. Die Malerei zeigt jedoch nur die Bauten der Stadt und die Gloriole über ihr, beides in gelben und weißen Farbschattierungen, während der Hintergrund blau und weiß gehalten ist. Auf der Aufnahme hat der gemalte Himmel zufällig eine ähnliche Tönung wie der tatsächliche Himmel! Ausgeführt und vollendet wurde die Malerei 2007.

 

Damit war das Thema Himmlisches Jerusalem in Ornbau noch nicht erschöpft. Auf dem Vorplatz zur Kirche, unmittelbar unter bzw. vor der Fassadenmalerei, wurde eine Bank aufgestellt. Es handelt sich um einen Betonblock auf zwei Stelen, in einer gleichen Farbtönung wie die Träger der Fassade. Auf die Oberfläche des Blocks wurde, leicht angeschrägt, eine Tafel gesetzt, auf welcher Verse aus der Johannesoffenbarung Kap. 21 in schwarzer Schrift auf silberfarbenem Messing eingraviert wurde. Darunter wurde hinzugefügt: „Malerei von R. Zimmermann. Anno Domini 2007“. Bei meinem Besuch war die Bank mit Jugendlichen der Gemeinde besetzt. Sie dient also als Ort zum Verweilen und informiert gleichzeitig über die Malerei, die immer weniger Betrachter ohne Vorkenntnisse verstehen können.

F. Starringer: Bildzyklus in der katholischen Pfarrkirche St. Jakobus zu Ornbau, Ornbau 2005.
F. Starringer, Ludwig Neuner: Pfarrkirche St. Jakobus Ornbau, Ornbau 2005.

 

tags: Mittelfranken, Wasser, Spende, Pyramide, Fassadenmalerei, Beton, Bank
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