Kupferstich „Stez leiden wir viel Ungemach“ (1626-1700)

Der allegorische Kupferstich „Stez leiden wir viel Ungemach, Dort folgen unsre Werke nach“ (nach der Bildunterschrift, hier nicht sichtbar) entstand zwischen den Jahren 1626 und 1700. Vermutlich wurde nur die 18,7 x 13,7 Zentimeter kleine Illustration aus einem Druckwerk herausgerissen, welches einst die Signatur „BN10.H.Th.768“ hatte. Beides, Kupferstich und Buch, befindet sich im Bestand der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel (HAB, Inventarnummer Graph. C 547).

Über einem Schloss, welches deutlich an ein Flugblatt von Hieronymus Wierix (um 1610) erinnert, erhebt sich oben rechts die Stadt Gottes. Zwischen den naiven Aufforderungen „Schreib, Seelig!“ „Bleib frölich!“ sorgen Harfenspieler (die vierundzwanzig Ältesten?) für himmlische Laune. Dieser Teil des Kunstwerkes wurde später von einer Illustration der zweiten Ausgabe von Heinrich Müllers „Liebes-Kuss“ aufgenommen (1669). Die eigentliche Stadt mit dem Siegeslamm ist dann als hochgemauerte Festung ohne Eingang und ohne Fenster aufgezeichnet, auf dem Plateau des Zionsbergs. Der untere Teil des Bildes, v.a. der gekreuzigte Christus und die irdischen Bauten im Hintergrund, verweisen auf eine allegorische Einbettung dieses Stiches in einen größeren Zusammenhang, der bislang leider noch nicht entschlüsselt wurde. Allegorischen Charakter haben auch die drei Personen im Vordergrund, vermutlich ein Pilger (mit Pilgerstab), zwei halbnackte Frauen mit einem Abendmahlskelch und einem Früchtekorb sowie ein Storch, was später in einem niederländischen Emblembild wiederauflebte. Diese Figuren und das Tier können letztlich nur überzeugend erklärt werden, wenn man den Text findet, zu dem sie einst gehörten; dann lassen sich vielleicht auch der entwerfende und ausführende Künstler des anonym veröffentlichten Stiches herausfinden.

Claus Bernet: Barock und Rokoko, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 31).

 

tags: Kupferstich, Allegorie, Emblem
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